Green Deal Done – Reicht es für 1,5 Grad

 In den Vorträgen und der Diskussion mit vielen bekannten klimapolitisch engagierten Menschen wurde im „Format Europe Calling“ darüber gesprochen, ob die bisher eingeleiteten Maßnahmen zum Klimaschutz reichen, um das 1,5 Grad – Ziel zu erreichen. Da ist leider nicht der Fall, es muss noch mehr getan werden.

Der Lobbyismus der Carbonwirtschaft wehrt sich

 Allerdings wehren sich die Lobby einer carbonorientierten Wirtschaft heftig. Viele Medien beteiligen sich an einer Rückwärtsbewegung in Sachen Klimaschutz und vermitteln das Gefühl, dass ein weiter so wie bisher und eine Verlangsamung des Klimawandels zielführend ist. Es besteht die Gefahr, dass dadurch die Gesellschaft auseinanderfällt in Befürworter des Klimaschutzes und in dessen Gegner. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden in Zweifel gezogen.

Lebensleistungen von Menschen in betroffenen Industrien (Bergbau, Stahl…) achten

 Entscheidend für die Umsetzung der Klimaziele wird es sein, dass Bündnisse geschaffen werden, die sich für mehr Klimaschutz aussprechen. Allerdings geht das nicht ohne Rücksicht auf die Menschen zu nehmen, die den Wandel vollziehen müssen. Es kommt entscheidend darauf an, Rücksicht auf Lebensleistungen zu nehmen, Lebensleistung beispielsweise der Bergleute anzuerkennen, ihren harten körperlichen Einsatz zu schätzen und mit Ihnen zu fühlen, dass sie heute gesundheitlich unter ihrer Arbeit leiden (Staublunge). Aber genauso wichtig ist es zu erkennen, dass der Steinkohlebergbau endlich ist und in Deutschland bereits beendet wurde. Das gleiche gilt für andere Industrien wie die Stahlindustrie, die in ihrer Produktion vor großen Veränderungen steht. Lebensleistungen dürfen nicht geschmälert oder kleingeredet werden, aber die Zukunft wird anders sein.

Bündnisse schaffen, auf Gefühle und Verletzlichkeiten Rücksicht nehmen, positive Beispiele finden.

Es sind Bündnisse notwendig mit wichtigen gesellschaftlichen Gruppen wir Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, karitativen Dienstleistern, Handwerk, aber auch der Industrie und vielen anderen. Damit ein breiter gesellschaftlicher Konsens für den Schutz des Klimas entsteht, müssen so viele gesellschaftliche Gruppen wie möglich mitgenommen werden. Dabei reicht es nicht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu präsentieren und als unumstößlich darzustellen. Vielmehr müssen die Folgen des Klimawandels in ihren Grundzügen erklärt werden und durch die Erzählung von positiven Geschichten, Erlebnissen und Beispielen deutlich gemacht werden, wie Lösungen aussehen können.

Finanzschwache vor falschen Prophezeihungen bewahren. Sie sind die Leidtragenden der Veränderung

Es wird nicht selten versucht, Menschen mit geringem Einkommen davon zu überzeugen, dass der Schutz des Klimas zu ihren Lasten geht. Leider ist es oft genau anders herum. Sie sind es, die unter den Folgen der Veränderung zu leiden haben. Sie werden den Preis zahlen müssen, weil sie die notwendigen Anpassungskosten nicht tragen können. Je später die Umstellung auf Veränderungen erfolgt, umso länger müssen sie die hohen Kosten der alten Technik zahlen. Der Preis für CO2 wird steigen. Alte Technik wird teuer.

Der Markt alleine wird die Veränderung nicht bewirken

Allein auf die Macht der steigenden Preise zu vertrauen, wird die notwendige Veränderung verzögern und die Umstellung noch teurer werden lassen. Ge- und Verbote müssen marktwirksame Maßnahmen begleiten, um zu guten Lösungen zu kommen.

Quelle: Vorträge, Diskussionen, Fragen und Denkanstöße aus der Reihe - Europe Calling “Green Deal Done! Reicht es für 1,5°C? – Bilanz und Ausblick für den europäischen Klimaschutz” – Veranstaltung vom 23.05.2023

YouTube: https://www.youtube.com/live/XPdQwo_RLpY



Es ist seit Beginn der Industrialisierung wärmer geworden

Ein heißer Sommer macht noch keinen Klimawandel. Um diesen festzustellen, bedarf es eines Zyklus von 30 Jahren. Alle Beispiele von Dürren und Trockenheit in Europa sind Hinweise, jedoch keine Beweise. Was jedoch wissenschaftlich feststeht, ist, dass sich das Klima seit Beginn der Industrialisierung um mehr als 1 Grad Celsius erhöht hat.

Der Klimawandel ist menschengemacht

Der CO2-Gehalt in der Luft steigt stetig an. CO2 kann nur in großen Zeitzyklen wieder abgebaut werden. CO2 ist für den Anstieg der klimatischen Temperaturen von 1 Grad Celsius verantwortlich und vom Menschen verursacht. Auch das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Wir wissen nicht was passiert, wir wissen nicht wann es passiert, wir wissen nur dass was passiert

Gletscher schmelzen ab, Wetterextreme nehmen zu. Das sind Folgen der Erderwärmung. Aber die gab es in der Erdgeschichte schon öfter. Es gab schon immer Klimaschwankungen, ohne dass der die Erde unterging. Im Gegensatz zu den bisherigen Schwankungen ist die aktuelle Klimaerwärmung menschengemacht.

Wir können nicht exakt voraussagen, was durch die Erwärmung passieren wird. Es gibt viele Prognosen und Szenarien, jedoch keine Gewissheit über die Folgen des Klimawandels. Einige relevanten Faktoren wurden noch nicht umfassend verstanden. Wir können nur versuchen, das Klimasystem besser zu verstehen. Exakte Voraussagen werden nicht möglich sein.

Klimamodelle können viel leisten, aber es gibt regionale Schwierigkeiten. Globale Voraussagen sind gut möglich, insbesondere die Voraussage, dass die globale Temperatur steigt. Aber regionale Voraussagen sind fast unmöglich. Klimamodellierungen sind keine Zukunftsvoraussagen. Sie können Szenarien berechnen und Wahrscheinlichkeiten abschätzen. Die Spanne geht von einem idealen Szenario von 1,5 Grad bis zum worse Case von bis zu 4 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts.

Die Lage ist ernst, aber vieles bleibt ungenau

Es wird Dürren geben und ganze Landstriche werden sich verändern. Die Auswirkungen für Deutschland sind jedoch nicht so gravierend wie an anderen Orten auf der Welt. Selbst wenn der Meeresspiegel bis zu einem Meter ansteigt, werden unsere Küsten das verkraften können. Die Auswirkungen der Klimaveränderungen werden nicht überall gleich sein und sie werden sich nicht überall gleich auswirken. Das macht eine Voraussage schwierig. Es ist aber unbestritten, dass einen Unterschied macht, ob die Erwärmung 1 Grad 1,5 Grad oder 3 Grad beträgt.

Die Kipppunkttheorie besagt, dass bei einer gewissen Erwärmung einige Klimaprozesse nicht mehr zu stoppen sind. Wann diese Kipppunkte eintreten, steht nicht eindeutig fest. Es gibt wenige Hinweise darauf, dass das Klimasystem einen großen Kipppunkt hat, aber es besteht die Möglichkeit zu regionalen Kipppunkten. Es gibt ca. 12 bis 15 Kippelemente. Es besteht eine Unsicherheit, wann die Kipppunkte eintreten und die Forschung ist auf diesem Gebiet noch nicht weit fortgeschritten. Kipppunkte sind spekulativ.

Die worse Case Szenarien zu den Kipppunkten stehen in der öffentlichen Diskussion im Vordergrund. Es ist unbestritten, dass es bei einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad Veränderungen geben wird, aber es ist unklar wie was genau passiert. Klar ist nur, dass sich die Welt verändern wird, wenn wir nichts tun.

Quelle Youtube: Klimawandel - Was die Wissenschaft wirklich weiß (...und was nicht) | 1/2 | WDR Doku | https://youtu.be/oJ1zm65u-ck

 

Die Welt wird nicht untergehen. Die Theorien zur Apokalypse sind religiöse Fantasien

In der Geschichte gibt es viele Stichtage, die den Weltuntergang voraussagen. Diese Weltuntergangstheorien sind religiös motiviert. Gerade in der christlichen Religion ist der Glaube am Weltuntergang hartnäckig. Das hat damit zu tun, dass die Christen ihren Erlöser erwarten. Die ersten christlichen Gemeinden erwarteten den Untergang jederzeit. Von da an gab es immer wieder Weltuntergangstheorien. Die Gefahr, die von einem Asteroideneinschlag ausgeht, ist sehr gering, liegt aber noch über der Wahrscheinlichkeit der Weltuntergangsprophezeiungen.

Es gab zwar immer wieder lokale Apokalypsen, jedoch erst in unserer vernetzten globalen Welt gibt es die Angst vor einem Atomkrieg oder einer Klimakatastrophe. Den Untergang einer Gesellschaft vorauszusagen ist schwierig bis unmöglich. Das Verhalten der Menschen bei einer Panik ist jedoch gut zu berechnen.

Seit 2014 gibt es das „Human and nature dynamics“ Modell. Dieses Modell benennt eine Formel und benennt den kompletten Untergang einer Zivilisation. Das Modell geht von vier wesentlichen Einflussfaktoren aus. Es gibt die Natur, die Bevölkerung, die Eliten und den Wohlstand. In einem Szenario produziert die Bevölkerung den Wohlstand auf Kosten der Natur. Es kommen Eliten hinzu, die nichts produzieren, was zur Folge hat, dass der Wohlstand zurückgeht. Daraus folgt, dass die Bevölkerung und die Eliten zurückgehen und schließlich aussterben, weil aufgrund der ausgebeuteten Natur nicht mehr genügend für alle produziert werden kann.

Bei dem Modell geht es darum, einfach zu erklären, was geschehen kann. Alle Modelle sind Szenarien und keine Prognosen. Niemand kann genaue Voraussagen machen. Alle Modelle können keine Aussage darüber treffen, wann etwas eintritt.

Einschüchterung ist die falsche Methode

Die Wikinger bildeten 5 Jahrhunderte den nordwestlichsten Außenposten Europas in Grönland, bis sie beinahe plötzlich verschwanden. Sie beuteten die Natur aus und verbrauchten alles Holz. Als dann eine kleine Eiszeit einsetzte, gab es nicht genügend Ressourcen, um so weiterzuleben wie bisher. Das Problem der Wikinger war die Unfähigkeit der Adaption.

Sie waren nicht in der Lage, ihre Lebensgewohnheiten auf die neue Situation einzustellen. An gleicher Stelle lebten die Inuit, die sich von Robben ernährten. Das konnten die Wikinger nicht und hielten an der ihr bekannten Viehzucht fest, die aber aufgrund der veränderten Umweltbedingungen nicht mehr möglich war.

Auch die Bevölkerung der Osterinseln sank stark, weil sie nicht davon abließen, die bekannten Steinfiguren herzustellen, wozu sie die ganze Insel abholzten und sich somit ihre Lebensgrundlage zerstörten.

Aber vermutlich waren es gar nicht die fehlenden Wälder, die zum Untergang führten, sondern ein kleines Nagetier, das aus Polynesien eingeführt wurde. Dies sorgte dafür, dass die Wälder nicht nachwuchsen. Vermutet wird auch, dass die Europäer durch Sklavenhandel und Krankheiten den Zusammenbruch der Bevölkerung verursachten.

Der Ökozid ist nicht das Erklärmodell für den Untergang von Kulturen

Ein verbreitetes Untergangsmodell ist auch das Dekadenzmodell. In diesem Modell wird der Verfall der Eliten und deren Verweichlichung als Ursache für den Verfall herangezogen. Ein in faschistischen Kreisen beliebtes Modell, dass den Untergang der eigenen Kultur beschreibt. Es gilt den Sittenverfall und die moralische Verweichlichung zu verhindern. Faschisten meinen, dass der Kampf gegen die Dekadenz und den Sittenverfall zu einer neuen Größe führt.

Die Weltuntergangsmodelle sind nicht alle falsch, aber oft viel zu einseitig und konzentrieren sich auf einen Aspekt wie Kriege, Armut, Krankheiten oder Klima.

Viele kleine Fehler sind er Untergang

Der Weg in die Krise führt vielmehr über viele kleine Fehler. Häufig ist es die Feststellung des eigenen Erfolgs. Wir sind erfolgreich, deshalb müssen es die anderen genauso machen, warum sollten wir was ändern. Die Gesellschaft ist dann am Ende, wenn die Differenz zwischen dem Festhalten am bisherigen Leben und den veränderten Lebensbedingungen zur groß wird.

Eine Studie fand heraus, dass die Konfrontation mit der Klimakrise verbunden mit Appellen zur Änderung der Lebensweise zu einer Abwehrreaktion der notwendigen Veränderung führte. Je mehr die Appelle Angst machten, umso größer war die Blockade. Wurden jedoch die schlechten Nachrichten mit Lösungsvorschlägen verbunden, waren die Teilnehmer an der Studie für die Fakten offener.

Es gibt viele individuelle Stellschrauben im persönlichen Verhalten, die einen Beitrag leisten können, aber letztendlich ist es nicht das individuelle Verhalten, dass den Klimawandel stoppen wird. Die Konsumenten allein können das Klimaproblem nicht lösen.

Es müssen sich die Produzenten, die Banken, die Investoren und die Politik beteiligen, also die Koordination vieler, die zusammenwirken müssen. Die Konsumenten können nur einen kleinen Teil der Treibhausgasemissionen beeinflussen, indem wir das Konsumverhalten verändern. Vieles hat der Bürger nicht in der Hand, weil es nicht der Bürger oder der Konsument ist, der darüber entscheidet, wie Stahl oder Beton hergestellt wird und in welchem Umfang die Produkte in die Herstellung einfließen.

Quelle Youtube: Wann geht die Welt unter? | 42 - Die Antwort auf fast alles | ARTE  https://youtu.be/FEAAycuXBTo

 

Es gib viele technische Innovationen, sie müssen gefördert werden

Selbst durch den Stillstand durch Corona wurden lediglich 7 % der Emissionen eingespart. Das ist nicht viel. Die Erderwärmung kann nicht vermieden, sondern lediglich begrenzt werden, selbst wenn wir radikal weniger ausstoßen. Das liegt daran, dass CO2 ein langlebiges Gas ist und das CO2, das bereits in der Atmosphäre ist, mittelfristig nicht abgebaut wird. Es bedarf also nachhaltige und langfristige Änderungen.

Beispiele für CO2 sparende Produkte:

Das Elektroauto möglichst mit Solarzellen. Auch Carsharing ist eine Möglichkeit, CO2 einzusparen. Carsharing heißt, dass sich mehrere Personen ein Auto teilen. Carsharing kann auch auf dem Land funktionieren. Beim Verkehr geht es um eine Verlagerung des Verkehrs und um eine Optimierung. Es bedarf des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs und eine Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene. Für das E-Auto ist ein noch stärkerer Ausbau der Ladeinfrastruktur notwendig. Das E-Auto ist ein vernünftiger und richtiger Schritt. Aber es ist noch zu ineffizient und die Ökobilanz ist verbesserungsbedürftig. Auch der Strom für die E-Autos muss Ökostrom sein.

Viel CO2 wird auch bei der Fleischerzeugung verursacht. Künstlich hergestelltes Fleisch ist aber keine gute Alternative, weil es an der Akzeptanz fehlt. Außerdem ist die Herstellung von Laborfleisch sehr energieintensiv.

Deutschland bezieht rund die Hälfte der Energie aus erneuerbarer Energie. Das Problem der erneuerbaren Energie ist die Speicherung. Hierfür gibt es aber bereits gute technische Ansätze. Eine weitere Möglichkeit für regenerative Energie ist es, die Wellen in den Ozeanen für die Energieerzeugung zu nutzen. Bei offshore Windkraftanlagen wird an schwimmenden Lösungen gearbeitet, die je Anlage mit zwei Rotoren betrieben wird. Grundsätzlich ist es möglich, die Energie zu 100 % aus regenerativen Energien zu erzeugen, allerdings wird der Bedarf stark ansteigen. Darüber hinaus ist es notwendig, Energie einzusparen.

Grundsätzlich ist es möglich, CO2 aus der Luft zu filtern und in Stein zu binden. Allerdings sind die Speichermöglichkeiten von CO2 in der Erde begrenzt.

Das CO2 aus der Luft kann auch dazu genutzt werden, um einen Erdölersatzstoff herzustellen und auch Wasserstoff. Für viele Energieprozesse sind große Mengen an Wasserstoff notwendig. Es besteht die technische Möglichkeit, mit Wasserstoff Flugzeuge und Schiffe zu betreiben und die Stahlindustrie CO2 frei zu machen. Wasserstoff ist ein knappes und teures Gut und kann nicht überall eingesetzt werden. Er ist für die Bereiche einsetzbar, für die es keine Alternativen gibt, also dort, wo Elektrizität und andere Energieformen nicht anwendbar sind. Auch die Herstellung von Erdölersatzstoffen ist grundsätzlich möglich, allerdings sind sie in der Herstellung teurer als Benzin und für die E-Fuels gibt es derzeit noch keinen Markt.

CO2 kann auch dazu genutzt werden, Chemikalien herzustellen. Mithilfe von Bakterien werden chemische Rohstoffe für die weitere Produktion hergestellt. Bakterien können auf diese Weise Basisprodukte für die Weiterverarbeitung herstellen.

Eine andere, weniger gute Idee ist es, Partikel in die Atmosphäre zu bringen, um die die Temperatur zu senken. Sie ist allerdings sehr risikoreich, weil man nicht weiß wie sich die Partikel in Zukunft verhalten und kann deshalb nicht empfohlen werden.

Teuer wird es aber auch, alles so zu belassen, wie es ist. Nichts zu tun ist risikoreich, weil die Folgen der Klimaveränderung ökonomisch kaum einschätzbar ist. Nichts zu tun ist keine Lösung. Aber es wird die eine Superlösung nicht geben. Stattdessen braucht es viele Maßnahmen. Eine wichtige Lösung ist es, den CO2 Ausstoß mit einem Preis zu belegen.

Quelle YouTube: Klimawandel - Was wir tatsächlich tun können | 2/2 | WDR Doku  https://youtu.be/bCvUwnIdqBI

 

Die individuellen Möglichkeiten sind begrenzt

Der durchschnittliche Deutsche verbraucht ca. 10 – 11 Tonnen CO2 im Jahr. Wenn auf diesen Verbrauch ein CO2 Preis aufgeschlagen und die Mehrkosten mit einer CO2-Pauschale abgegolten wird, kann das eine Möglichkeit sein, den CO2 Verbrauch zu verringern, weil derjenige Haushalt, der wenig verbraucht, einen Überschuss erwirtschaftet und derjenige Haushalt, der viel verbraucht mehr zahlen muss.

Bei einem Durchschnittshaushalt mit zwei Autos ist der CO2-Ausstoß im Vergleich zum Gesamtausstoß in der unteren Hälfte. CO2 sparen kann jeder durch weniger Fleischkonsum, Ökostrom und der Verzicht auf das Fliegen. Aber auch der Wechsel zum E-Auto spart CO2. Ein sparsamer Durchschnittshaushalt könnte von einer Klimapauschale bei einem realistischen CO2 Preis profitieren und mithelfen, CO2 zu sparen. Auch ärmere Haushalte können von einer Klimapauschale profitieren.

Allerdings! Es ist zwar gut, wenn einzelne Familien ihren CO2-Verbrauch verringern, aber so richtig ins Gewicht fallen wird es nicht. Dafür läuft viel zu viel im Hintergrund ab, auf das wir keinen Einfluss haben.

Die Hauptverursacher von CO2 Emissionen sind:

Abfall,

Landwirtschaft,

Gebäude,

Verkehr,

Industrie,

Energie

Der größte Verbraucher von CO2 ist die Energieerzeugung und deshalb muss der Strom komplett aus erneuerbaren Energien kommen. Ungleichgewichte in der Stromerzeugung müssen jedoch ausgeglichen werden. Schwierig wird es, wenn zukünftig Strom für die Mobilität und zum Heizen genutzt werden. Die Stromerzeugung muss deshalb neu organisiert werden. Immer wichtiger wird eine dezentrale Erzeugung von Strom, aber auch die Speicherung der Energie bei Energieüberschuss muss vorangetrieben werden (in Batterien, Gasspeicherung oder Wasserkraft).

Die größten Energieverbraucher der Industrie sind die Stahlindustrie und die Herstellung von Beton. Die Industrie muss deshalb auf Wasserstoff umgestellt werden.

Im Verkehrsbereich müssen deutlich mehr E-Autos zugelassen werden als bisher. Aber auch im Flugverkehr muss mehr CO2 eingespart werden.

Viel Energie kann auch vermieden werden, wenn in der Bauindustrie weniger neue Gebäude gebaut werden. Das spart Beton und knapper werdende Rohstoffe wie Kies oder Sand. Besser ist es, ein altes Haus zu im Kern zu sanieren. Das spart Beton.

Der deutsche Anteil am CO2 Ausstoß mach nur ca. 2,5 Prozent aus, jedoch liegt der Durchschnittsverbrauch doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Außerdem hat Deutschland das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Das verpflichtet Deutschland vertraglich dazu, die Emissionen von Klimagasen zu senken und das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten.

Auch in der Landwirtschaft werden viele Klimagase durch Tiere erzeugt. Deshalb ist eine fleischarme Ernährung ein Beitrag zum Klimaschutz, aber auch ein Beitrag für die eigene Gesundheit. Allerdings wird es in der Landwirtschaft nicht möglich sein, den CO2 Ausstoß vollständig zu verhindern.

Der Abfall macht zwar nur 1 % der CO2-Emissionen aus, aber dort wird es kaum möglich sein, die CO2-Emissionen vollständige zu reduzieren. Insgesamt können aber rund 95 % des CO2 Ausstoß vermieden werden. Neben schwierigen technischen Lösungen können Ökosysteme wie das Moor oder der Wald die noch verbleibenden CO2-Emissionen aufnehmen.

Quelle YouTube: Klimawandel: Was jetzt noch hilft (Ganze Folge) | Quarks  https://youtu.be/tupLQ_lu1YQ

 

Wir haben schon lange gewusst, was auf uns zukommt und nicht viel getan.

Viele junge Menschen haben Angst vor dem Klimawandel und empfinden Wut. Viele gehen vom worse Case aus. Bereits in den 70ger Jahren wurde in einer Studie „Die Grenzen des Wachstums“ die Endlichkeit der Ressourcen festgestellt und Veränderungen angemahnt. In dieses Modell (Business als usual vom Club of Rome 1972) flossen folgende Faktoren ein:

Bevölkerungswachstum, Ressourcen, die verfügbare Nahrung, die industrielle Produktion und die Emissionen. In dieser Studie wurde für 2050 ein Kollaps wegen Rohstoffmangel festgestellt. 2021 hat eine Amerikanerin (Gaya Harrington) ein neues Modell errechnet und die Fehler des Modells von 1970 korrigiert. Nach diesem Modell kommt es bereits 2040 zu einem Kollaps, obwohl mehr Ressourcen als in dem Modell von 19070 zur Verfügung standen. Die industrielle Produktion ist gestiegen und die Umweltschäden auch und die zu erwartende Katastrophe ist noch schlimmer.

Die Menschheit wird nicht in einer Apokalypse untergehen

Mit einer Apokalypse ist jedoch nicht zu rechnen, sondern vielmehr damit, dass soziale Systeme ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Dadurch werden soziale Verbundenheiten in Gesellschaften immer schwächer. Business as usual ist also keine Option.

Technik hilft, kann aber allein die Welt nicht retten

Aufgabe wird sein, die Umweltverschmutzung zu reduzieren, weniger Energie zu verbrauchen und den Anstieg der globalen Temperatur zu begrenzen. Ein Lösungsansatz ist, die technologische Effizienz zu steigern. In diesem Szenario gibt es keinen Kollaps. Allerdings wird es eine Welt mit enormen sozialen Ungleichheiten geben. Aber es ist zweifelhaft, ob allein mit technischem Fortschritt das Ziel zu erreichen ist.

Es geht vielmehr nicht darum, Technologie um jeden Preis einzusetzen, sondern darum, Technik richtig einzusetzen, an den richtigen Stellen für das richtige Ziel. In einem dritten Szenario (Stabilizised World) wird beschrieben, wie der technische Fortschritt, Verhaltensänderungen und die Veränderung der Weltwirtschaft so eingesetzt werden, dass die Parameter neu ausgerichtet werden.

Eine Mischung aus Verhalten und Technik rettet unsere Welt, wie wir sie kennen. Die Welt wird sich aber auch verändern. Ziel ist eine stabile Ordnung

Verhalten und Technologie werden so kombiniert, dass es zu einer Welt führt, die sich in einem dynamischen Gleichgewicht hält. Es geht darum, andere Prioritäten zu setzen. Es geht nicht mehr allein um reines Wachstum, sondern auch darum, Emissionen zu senken und Energie zu sparen, die Industrieproduktion zu begrenzen und darum Bildung zu fördern. In diesem Szenario kommt es nicht zu einem Kollaps. Der Ressourcenverbrauch, die Industrieproduktion, die Weltbevölkerung und die Nahrungsmittelversorgung pendeln sich ein und die Emissionen nehmen ab. In diesem Szenario steuern wir auf eine stabile Welt zu.

Die Konzentration der Treibhausgase muss begrenzt werden. Die Folgegenerationen werden sich vermutlich die nächsten 200 Jahre mit den Treibhausgasen auseinandersetzen müssen. Die Emissionen dürfen nicht steigen. Aber auch die Menschen müssen sich den veränderten Bedingungen anpassen. In einer angepassten Welt können die Folgegenerationen besser leben, als wir es heute tun. Für die nächste Generation wird der Klimaschutz normal sein.

Dazu sind entsprechende Investitionen notwendig. Die Mobilität muss sich verändern, beispielsweise durch E-Autos. Veränderung der Ernährung zu weniger Fleisch. Die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen.

Quelle YouTube: Klimakrise – Zeit zu kapitulieren? | Harald Lesch https://youtu.be/s2txunrkr8M


Jeder muss sich beteiligen können. Lösungen, die Einzelne überfordern, sind keine Lösungen.

Es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass nicht jeder in gleichem Maß die Möglichkeit hat, etwas zu verändern (Geld für ein Elektroauto). Die Rahmenbedingungen des Staates müssen erfüllbar sein. (Z. B. beim Austausch von Gasheizungen Gasetagenheizungen). Individuell notwendige Lösungen müssen umsetzbar sein. Klimapolitische Forderungen dürfen keine religiösen Züge annehmen. Viele Veränderungen sind ad hoc gar nicht möglich, deshalb sind Übergangsfristen und Lösungen notwendig. Veränderungen bei Firmen und Institutionen benötigen Planungssicherheit, weil sie lange in die Zukunft wirken und viel Geld kosten. Veränderungen im individuellen Verhalten benötigen positive machbare Beispiele und keine moralische Verurteilung. Vor allem müssen sie umsetzbar sein.

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