Ein Blick von oben in die Stadt… Feinde, Gegner oder Hemmnis einer freien und offenen Gesellschaft
Ein Blick von oben in die Stadt…
Spitzenpolitiker in Deutschland meinen, man erkenne „bestimmte Gruppierungen“ im Stadtbild an Äußerlichkeiten. Ich erlaube mir eine freie Interpretation dieser Aussage und habe sofort begonnen, ein Farbsystem für die visuelle Demokratiehilfe zu entwerfen: Hells Angels? Leder, Jeans, Logo auf dem Rücken – auffällig, transparent und möglicherweise sogar zutreffend. Das AfD-Milieu? Da empfehle ich ein Outfit mit Wiedererkennungswert: hellblaue Jacke mit rotem Querstreifen – ästhetisch fragwürdig, aber klar erkennbar.
Doch die Realität ist komplexer: Kleidung sowie das äußere Erscheinungsbild können Indizien für soziale Milieus liefern, aber keine verlässlichen Rückschlüsse auf Haltung oder Werte. Wer meint, Gesinnung lasse sich am Outfit ablesen, betreibt keine Analyse, sondern politische Astrologie – mit Glaskugel und Straßenlogik.
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – nicht auf das Äußere, sondern auf Strukturen. Denn einige Milieus gefährden tatsächlich demokratische Prinzipien und offene Gesellschaften. Eine gute Politik sollte diesem Narrativ des äußeren Erscheinungsbildes nicht folgen, sondern ihm etwas entgegensetzen. Wer das Stadtbild zur politischen Deutung nutzt, riskiert Vereinfachung und nimmt zu viele Fehler in Kauf. Gefragt ist nicht visuelle Sortierung, sondern strukturelle Lösungsansätze – für eine Gesellschaft, die sich nicht über äußere Erscheinung, Bilder und Moden definiert, sondern über demokratische Prinzipien und innere tolerante Werte.
Die AfD ist intransparent, hierarchisch und Autoritär und in Teilen verfassungsfeindlich. Andere Parteien tun nicht gut daran, eine AfD light werden zu wollen. Sie sollte ein Gegenentwurf sein. Verfassungstreu, europäisch, transparent, mit einem breiten gesellschaftlichen Konsens.
Feinde, Gegner oder Hemmnis einer freien und offenen Gesellschaft
Die Stadtbild-Logik verdient eine nähere Betrachtung – nicht nur modisch, sondern auch gesellschaftspolitisch. Für Hells Angels und AfD gab es weiter oben bereits hilfreiche Outfit-Vorschläge. Bleibt die Frage: Was tragen eigentlich Konservative? Schwarze Krawatte zum weißen Hemd – ein Klassiker der Dresscode-Demokratie, irgendwo zwischen Provinz-Konservatismus und Vorstandsetage in einem internationalen Konzern?
Was trägt das Mitte-Links Milieu? Darf es schwarz und blau sein? Ist das politisch korrekt? Rot oder Grün nicht meine Modefarbe, nicht immer. Das steht mir einfach nicht, nicht immer und ich meine Tatsächlich die Farbe und nichts anderes.
Doch zurück zur Realität: Ein Kleidungsstück ist kein Gesinnungsausweis. Kleidung kann Hinweise auf soziale Milieus geben und ja manchmal auch eine Hinweis auf eine Gruppenzugehörigkeit sein (Gothics, Punk ...). Mode kann ein Indiz sein, ob jemand eher bürgerlich, traditionell oder postmateriell lebt. Aber ob jemand demokratische Werte vertritt, sich offen und pluralistisch zeigt oder in abgeschotteten, intransparenten Strukturen lebt – das erkennt man daran nicht. Wer politische und gesellschaftliche Zusammenhänge nur am Outfit festmacht, betreibt keine Analyse, sondern politische Astrologie – mit Glaskugel und Straßenlogik.
Natürlich gibt es Milieus – und ja, die lassen sich manchmal erahnen. Aber zwischen Milieu und Haltung liegt nicht selten ein weiter Weg. Wer also versucht, aus dem Stadtbild gesellschaftliche Klarheit zu gewinnen, sollte sich fragen, ob dies die Erkenntnis foerdert oder Spekulation und Rätseltaten.
Und während einige über Kleidungsstile spekulieren, lohnt ein Blick auf jene Gruppierungen, die tatsächlich eine Gefahr für demokratische Strukturen und eine offene Gesellschaft darstellen:
– Rockergruppen wie die Hells Angels oder vergleichbare Vereinigungen sind hierarchisch organisiert, gewaltbereit und teils verboten. Ihre Strukturen ähneln mafiösen Netzwerken mit klarer Loyalität und kriminellen Geschäftsfeldern.
– Islamistische Organisationen wie der sogenannte IS operieren mit ideologischer Radikalisierung, Rekrutierung und gezielter Spaltung – oft digital, selten sichtbar.
– Clankriminalität (Maffia) zeigt sich in abgeschotteten Familiennetzwerken mit eigener Machtlogik, parallelen Normsystemen und hoher Binnenloyalität – vergleichbar mit klassischen Mafia-Strukturen.
– Russische Einflussgruppen destabilisieren durch Medien, NGOs und Desinformation gezielt demokratische Prozesse – mit hybriden Methoden und geopolitischer Agenda.
– DITIB steht wegen der Entsendung türkischer Imame und der Nähe zur AKP in der Kritik. Die Frage nach religiöser Unabhängigkeit bleibt offen.
– Organisationen wie Scientology, die Piusbruderschaft oder evangelikale Netzwerke fördern soziale Kontrolle, strikte Binnenmoral und Abgrenzung vom gesellschaftlichen Pluralismus.
– Auch konservativ-religiöse Gruppen wie die Zeugen Jehovas oder Opus Dei erzeugen durch rigide Glaubenssysteme psychischen Druck und soziale Isolation.
Diese Milieus agieren unter dem gesellschaftlichen Radar – bewusst unauffällig, aber strukturell wirksam. Wer verstehen will, wie sie funktionieren und welche Risiken sie bergen, sollte genauer hinschauen.
Denn wer Vielfalt, Selbstbestimmung und Transparenz ablehnt, schafft jene Atmosphäre, in der autoritäre Politik gedeiht. Genau dieses Klima ist das ideologische Biotop, in dem die AfD ihre Systematik entfaltet: Vereinfachung statt Differenzierung, Feindbildpflege statt Verständigung, Kontrolle statt Offenheit. Und genau darin ähneln viele der beschriebenen Milieus der AfD – nicht in ihrer Außendarstellung und Inhalten, sondern in ihrer inneren Logik: geschlossene Weltbilder, autoritäre Strukturen, Abgrenzung als Prinzip. Gerade hier braucht es demokratische Klarheit – nicht Straßenlogik, sondern politische Haltung.
Der ausführliche Bericht mit Quellen, Analysen und weiterführenden Einschätzungen ist hier zu finden:
Milieugruppe:
Russisches Einflussmilieu
Einschätzung:
Verfassungsrechtlich bedenklich
»Art der Bedrohung / Relevanz:
Spionage, Desinformation, hybride Bedrohungen
Beschreibung:
Das russische Einflussmilieu umfasst staatliche und halbstaatliche Akteure wie den Auslandsgeheimdienst der Russischen Föderation (SWR), den Militärgeheimdienst der Russischen Föderation (GRU), den staatlich kontrollierten Auslandssender Russia Today Deutschland (RT DE), das russische Nachrichtenportal Sputnik, sowie diverse Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und koordinierte soziale Mediennetzwerke. Ziel ist die Destabilisierung westlicher Demokratien, die Schwächung der Europäischen Union (EU) und die Spaltung der Gesellschaft. Methoden sind unter anderem Cyberangriffe, Desinformationskampagnen („Fake News“), verdeckte Finanzierung und gezielte Einflussnahme auf politische Debatten.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
SPD, CDU und GRÜNE warnen vor russischer Einflussnahme. Die Grünen fordern eine Aufarbeitung der Russlandpolitik, die CDU setzt auf Spionageabwehr. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie die AWO oder Amnesty International äußern sich nicht direkt, betonen aber die Gefährdung demokratischer Strukturen durch autoritäre Regime. Das Parlamentarische Kontrollgremium sieht Deutschland als Ziel russischer Makrostrategie.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/spionage-und-proliferationsabwehr/gefaehrdung-russische-spionage-sabotage-desinformation.html
https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-993564
https://www.fr.de/politik/russland-politik-deutschland-parteien-gruene-politiker-merkel-schroeder-steinmeier-cdu-spd-ukraine-krieg-news-91449521.html
Milieugruppe:
Russische Agentennetzwerke / NGOs
Einschätzung:
Teilweise unter Beobachtung
Art der Bedrohung / Relevanz:
Einflussnahme auf Politik, Medien, öffentliche Meinung
Beschreibung:
Russische NGOs und Agentennetzwerke agieren unter dem Deckmantel von Kultur, Wissenschaft oder humanitärer Arbeit. Sie verbreiten prorussische Narrative, betreiben Lobbyarbeit und nutzen Social Bots zur Meinungsbeeinflussung. Ziel ist die Schwächung der öffentlichen Debatte und die Normalisierung russischer Positionen in Europa.
Zu den bekannten Organisationen zählen:
Russkij Mir Foundation („Russische Welt Stiftung“) – fördert russische Sprache und Kultur im Ausland, gilt als ideologisches Werkzeug des Kremls.
Gorchakov-Stiftung für öffentliche Diplomatie – organisiert Konferenzen und Austauschprogramme mit dem Ziel, russische außenpolitische Narrative zu verbreiten.
Zentrum für Analyse und Prognose – Thinktank mit Nähe zu russischen Sicherheitsstrukturen, aktiv in der strategischen Kommunikation.
Institute for Democracy and Cooperation (IDC) – mit Sitz in Paris und New York, propagiert russische Sichtweisen auf Menschenrechte und internationale Politik.
Stiftung für die Unterstützung russischer Mitbürger im Ausland – unterstützt russischsprachige Communities und fördert politische Loyalität gegenüber Moskau.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Bundesregierung warnt vor „Soft Power“-Strategien Russlands. Die Grünen fordern mehr Transparenz bei der Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen. Die CDU sieht in russischen Netzwerken eine konkrete Gefahr für die politische Meinungsbildung. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und die Heinrich-Böll-Stiftung berichten über gezielte Cyberangriffe auf ihre internen Strukturen. Amnesty International fordert verstärkten Schutz für zivilgesellschaftliche Räume.
Links und Nachweise:
https://www.heise.de/news/Verfassungsschutz-warnt-NGOs-vor-zunehmenden-russischen-Cyberangriffen-10325252.html
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/spionage-und-proliferationsabwehr/gefaehrdung-russische-spionage-sabotage-desinformation.html
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/medienbericht-verfassungsschutz-ueberprueft-mehr-als-1000-ngos-li.10001224
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/spionage-und-proliferationsabwehr/gefaehrdung-russische-spionage-sabotage-desinformation.html
https://fundraisingbox.com/magazin/ngos-politik-europa-russischen-weg/
https://www.bpb.de/themen/europa/russland-analysen/nr-467/563546/analyse-die-russische-propaganda-wirkt/
Milieugruppe:
Hells Angels MC (Deutschland)
Einschätzung:
Kriminell, teils politisch bedenklich
Art der Bedrohung / Relevanz:
Organisierte Kriminalität, Gewalt, rechtsextreme Kontakte
Beschreibung:
Die Hells Angels gelten als Outlaw Motorcycle Gang (OMCG) mit hierarchischer Struktur, hoher Gewaltbereitschaft und Nähe zu kriminellen Märkten wie Drogenhandel, Waffenbesitz und Rotlichtmilieu. In mehreren Bundesländern wurden Chapter verboten. Einzelne Mitglieder pflegen Kontakte zu rechtsextremen Szenen.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Innenministerkonferenz (IMK) stuft die Hells Angels als sicherheitsrelevante Gruppierung ein, insbesondere wegen ihrer Verstrickung in organisierte Kriminalität, Gewalt und Einschüchterung. In mehreren Bundesländern wurden einzelne Chapter verboten, darunter in NRW, Niedersachsen und Berlin. Die IMK betont, dass Rockergruppen wie die Hells Angels nicht nur kriminelle Strukturen fördern, sondern auch rechtsstaatliche Prinzipien untergraben.
Die CDU fordert seit Jahren konsequente Vereinsverbote und ein bundesweites Vorgehen gegen sogenannte „1-Prozenter“-Clubs. CDU-Innenpolitiker wie Herbert Reul (NRW) betonen, dass die Hells Angels nicht nur ein kriminelles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem darstellen, da sie gezielt junge Männer aus prekären Milieus rekrutieren und ein gewaltverherrlichendes Männlichkeitsbild propagieren.
Die SPD verfolgt einen zweigleisigen Ansatz: Einerseits unterstützt sie polizeiliche Maßnahmen und Verbote, andererseits setzt sie auf Prävention und Ausstiegshilfen. SPD-nahe Sozialprojekte fördern die Reintegration ehemaliger Mitglieder und bieten Alternativen für Jugendliche in gefährdeten Stadtteilen. Die SPD warnt vor einer reinen Repressionspolitik, die die Szene nur weiter radikalisieren könnte.
Wohlfahrtsverbände wie die AWO, Caritas oder Diakonie äußern sich nicht direkt zu den Hells Angels, weisen aber in ihren Stadtteilanalysen regelmäßig auf die Gefahr durch Gewaltmilieus hin. Sie fordern eine stärkere sozialräumliche Prävention, insbesondere in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, Bildungsarmut und fehlender Jugendförderung.
Die AWO in NRW unterstützt Projekte zur Gewaltprävention und interkulturellen Sozialarbeit, ohne einzelne Gruppen explizit zu benennen.
Amnesty International kritisiert punktuell die Verhältnismäßigkeit polizeilicher Maßnahmen, etwa bei Razzien oder Vereinsverboten, insbesondere wenn diese mit pauschalen Verdächtigungen oder medialer Vorverurteilung einhergehen. Gleichzeitig betont Amnesty, dass Gewalt, Einschüchterung und organisierte Kriminalität nicht toleriert werden dürfen und rechtsstaatlich verfolgt werden müssen. Die Organisation fordert eine transparente Kommunikation zwischen Behörden und Zivilgesellschaft.
Insgesamt herrscht parteiübergreifend Einigkeit darüber, dass die Hells Angels eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellen. Die Differenzen liegen vor allem in der Gewichtung von Repression versus Prävention.
Links und Nachweise:
https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Rockerkriminalitaet/rockerkriminalitaet_node.html
https://www.verfassungsschutz.bayern.de/weitere_aufgaben/organisierte_kriminalitaet/rocker/index.html
Milieugruppe:
Bandidos MC (Deutschland, verboten)
Einschätzung:
Verboten wegen krimineller Aktivitäten
Art der Bedrohung / Relevanz:
Gewalt, Drogenhandel, Bedrohung
Beschreibung:
Die Bandidos MC Federation West Central wurde 2021 vom Bundesinnenministerium verboten. Hintergrund waren schwere Straftaten, darunter bewaffnete Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Clubs. Die Organisation förderte kriminelle Strukturen und belohnte vereinsbezogene Straftaten. Nachfolgeorganisationen wurden nicht als identitätswahrend eingestuft. Das heißt, die neu gegründeten Nachfolgeorganisationen gelten nicht als Fortsetzung der verbotenen „Bandidos MC Federation West Central“. Sie unterscheiden sich laut Bundesverwaltungsgericht maßgeblich in Struktur, Mitgliedschaft und Organisation von der ursprünglichen Gruppierung.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Das Verbot der Bandidos MC Federation West Central wurde von der CDU und SPD als konsequente Maßnahme gegen organisierte Kriminalität begrüßt. CDU-Innenpolitiker betonten, dass Rockergruppen wie die Bandidos nicht nur kriminelle Strukturen fördern, sondern auch rechtsstaatliche Prinzipien untergraben. Die SPD unterstützte das Verbot, verwies aber zugleich auf die Notwendigkeit sozialer Prävention und Ausstiegshilfen für gefährdete Jugendliche.
Die GRÜNEN forderten eine differenzierte Betrachtung der Szene. Sie warnen davor, alle Motorradclubs pauschal zu kriminalisieren, und setzen sich für eine klare Trennung zwischen legalen Freizeitgruppen und kriminellen Strukturen ein. Gleichzeitig unterstützen sie gezielte Vereinsverbote bei nachgewiesener Gewalt- und Kriminalitätsstruktur.
Wohlfahrtsverbände wie die AWO, Caritas und Diakonie äußern sich nicht direkt zu den Bandidos, warnen aber in ihren sozialräumlichen Analysen regelmäßig vor der Rekrutierung Jugendlicher in Gewaltmilieus. Sie fordern verstärkte Jugendhilfe, Bildungsangebote und interkulturelle Sozialarbeit in betroffenen Stadtteilen.
Amnesty International äußert sich nicht explizit zu Rockergruppen, betont aber die Bedeutung rechtsstaatlicher Verfahren bei Vereinsverboten und warnt vor pauschaler Stigmatisierung ohne gerichtliche Grundlage.
Links und Nachweise:
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bverwg-6a1221-6a1321-bandidos-verbot-bmi-biker-organisierte-kriminalitaet
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/bverwg-Bandidos-bleiben-verboten-drei-Nachfolgegruppen-nicht
https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Rockerkriminalitaet/rockerkriminalitaet_node.html
https://www.bundesverwaltungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2023/06/BVerwG_6_A_12_21.html
Milieugruppe
Outlaws MC / Gremium MC / Mongols MC
Einschätzung:
Teilweise unter Beobachtung
Art der Bedrohung / Relevanz:
Organisierte Kriminalität, Gewaltpotenzial
Beschreibung:
Diese Rockergruppen gelten als sogenannte „1-Prozenter“, die das bestehende Rechtssystem ablehnen. Sie sind in Gewaltkriminalität, Drogenhandel und Rotlichtmilieu involviert. Ihre Strukturen sind hierarchisch und territorial geprägt. Konflikte mit anderen Clubs führen regelmäßig zu Eskalationen.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Innenministerien der Länder beobachten diese Gruppen intensiv. Die CDU fordert konsequente Strafverfolgung. Die Grünen betonen die Notwendigkeit sozialer Prävention. Wohlfahrtsverbände wie die Caritas warnen vor der Normalisierung von Gewalt in bestimmten Milieus. Amnesty International äußert sich nicht direkt zu Rockergruppen.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.bayern.de/weitere_aufgaben/organisierte_kriminalitaet/rocker/index.html
https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Rockerkriminalitaet/rockerkriminalitaet_node.html
Milieugruppe:
Graue Wölfe / Ülkücü-Bewegung
Einschätzung:
Türkisch-rechtsextremistisch, verfassungsfeindlich
»Art der Bedrohung / Relevanz:
Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus
Beschreibung:
Die Ülkücü-Bewegung („Idealistenbewegung“) ist eine türkisch-nationalistische, rechtsextreme Ideologie, die ein großtürkisches Reich („Turan“) anstrebt. Sie vertritt ein panturkistisches Weltbild, das sich gegen Kurden, Aleviten, Armenier, Juden und westliche Demokratien richtet.
Ihre Anhänger glorifizieren Gewalt, Märtyrertum und ethnische Reinheit. In Deutschland sind über 12.000 Personen aktiv, organisiert in Vereinen wie der Türk Federasyon (Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine), ATIB (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa) und weiteren lokalen Strukturen.
Die Bewegung trägt politische und ethnische Konflikte aus der Türkei in deutsche Städte und nutzt kulturelle Veranstaltungen, Jugendgruppen und soziale Medien zur Rekrutierung und ideologischen Schulung. Der Wolfsgruß und die Symbolik des „Bozkurt“ (grauer Wolf) sind zentrale Erkennungszeichen.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Ülkücü-Bewegung als rechtsextremistisch und verfassungsfeindlich ein. Die GRÜNEN fordern ein Verbot der Grauen Wölfe und verweisen auf deren antisemitische, rassistische und demokratiefeindliche Inhalte. Die SPD warnt vor ethnischem Nationalismus und fordert eine stärkere Aufklärung über die Ideologie in Schulen und Moscheevereinen. CDU-nahe Sicherheitsexperten sehen die Bewegung als Bedrohung für die innere Sicherheit und fordern eine Prüfung der Vereinsstrukturen auf verfassungswidrige Inhalte.
Wohlfahrtsverbände wie die AWO, Caritas und Diakonie äußern sich nicht direkt zur Bewegung, betonen aber die Notwendigkeit interkultureller Prävention und Demokratieförderung in migrantisch geprägten Stadtteilen.
Amnesty International und Pro Asyl äußern sich nicht explizit zur Ülkücü-Bewegung, betonen aber die Bedeutung der Menschenrechte und warnen vor pauschaler Stigmatisierung ethnischer Gruppen. Ein Verbot der Bewegung wird in Deutschland diskutiert, ist aber bislang nicht umgesetzt – anders als in Frankreich, wo die Grauen Wölfe 2020 verboten wurden.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/auslandsbezogener-extremismus/tuerkischer-rechtsextremismus-in-deutschland.html https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/260333/graue-woelfe-eine-der-groessten-rechtsextremen-organisationen-in-deutschland/ https://dserver.bundestag.de/btd/20/083/2008317.pdf
Milieugruppe:
PKK / kurdische Teilorganisationen
Einschätzung:
Verboten, verfassungsfeindlich
Art der Bedrohung / Relevanz:
Separatismus, Gewalt, Propaganda
Beschreibung:
Die PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) verfolgt das Ziel eines autonomen kurdischen Staats und führt seit 1984 einen bewaffneten Kampf gegen die Türkei. In Deutschland ist sie seit dem 26. November 1993 durch das Bundesinnenministerium verboten.
Die Organisation zählt hier rund 15.000 Anhänger und ist weiterhin aktiv – insbesondere durch Propaganda, Spendensammlung, ideologische Schulung und Mobilisierung bei Demonstrationen. Die PKK wird von der Europäischen Union als Terrororganisation geführt. Ihre Teilstrukturen agieren unter verschiedenen Namen, darunter Jugend- und Frauenorganisationen, Medienplattformen und Kulturvereine, die ideologisch mit der PKK verbunden sind.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Bundesregierung und alle demokratischen Parteien erkennen die PKK als verfassungsfeindlich an. Die CDU und SPD unterstützen das Verbot und betonen die sicherheitsrelevante Bedrohung durch Rekrutierung und ideologische Indoktrination. Die GRÜNEN fordern eine differenzierte Betrachtung kurdischer Organisationen und warnen vor pauschaler Stigmatisierung friedlicher Gruppen.
Pro Asyl und Amnesty International kritisieren Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, distanzieren sich aber klar von Gewalt und bewaffnetem Kampf. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt regelmäßig vor der Rekrutierung von Kämpfern und der ideologischen Schulung durch PKK-nahe Strukturen in Deutschland.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/auslandsbezogener-extremismus/rekrutierung-von-kaempfern-fuer-die-pkk-in-deutschland.html https://www.bundestag.de/resource/blob/695988/2497fe621225f9afa43a430b4286a01a/WD-3-022-20-pdf.pdf
Milieugruppe:
Salafistische Netzwerke
Einschätzung:
Islamistisch-extremistisch, in Teilen verfassungsfeindlich
Art der Bedrohung / Relevanz:
Radikalisierung, Rekrutierung, Gewaltaufrufe
Beschreibung:
Salafismus ist die dynamischste islamistische Strömung in Deutschland und umfasst ein breites Spektrum von nicht-gewaltorientierten Missionierungsgruppen bis hin zu dschihadistischen Netzwerken. Ziel ist die Errichtung eines islamischen „Kalifats“ und die Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Die Szene zählt laut Bundesamt für Verfassungsschutz rund 11.000 Personen, darunter mehrere hundert gewaltorientierte Salafisten, die als sicherheitsrelevant gelten. Rekrutierung erfolgt über Straßenmissionierung, soziale Medien, Jugendansprache und Online-Radikalisierung. Gewaltorientierte Teilgruppen sind für mehrere Anschlagsversuche und konkrete Terrorplanungen verantwortlich.
Einzelne Organisationen wie „Die Wahre Religion“ oder „Ansaar International“ wurden in den letzten Jahren verboten, die Gesamtbewegung ist jedoch nicht pauschal verboten, sondern wird differenziert beobachtet.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Alle demokratischen Parteien erkennen den Salafismus als Bedrohung für die innere Sicherheit. Die CDU fordert konsequente Überwachung, Vereinsverbote und Abschiebung von Gefährdern. Die GRÜNEN setzen auf Prävention, Bildungsarbeit und Deradikalisierung, insbesondere bei Jugendlichen. Die SPD unterstützt beide Ansätze und betont die Notwendigkeit sozialer Integration.
Wohlfahrtsverbände wie die AWO, Caritas und Diakonie engagieren sich in Aussteigerprogrammen, interreligiöser Bildungsarbeit und Stadtteilprojekten zur Extremismusprävention. Amnesty International warnt vor pauschaler Stigmatisierung muslimischer Gruppen, erkennt aber die Gefahr extremistischer Ausprägungen und fordert rechtsstaatlich transparente Maßnahmen. Pro Asyl äußert sich zurückhaltend, betont aber die Bedeutung individueller Prüfung bei sicherheitsrelevanten Fällen.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/islamismus-und-islamistischer-terrorismus/salafismus-in-deutschland-missionierung-und-jihad.html https://www.bpb.de/themen/infodienst/211610/die-salafistische-szene-in-deutschland/
Milieugruppe
Islamischer Staat (IS)
Einschätzung:
Verbotene Terrororganisation, verfassungsfeindlich
»Art der Bedrohung / Relevanz:
Dschihadistisch-terroristisch
Beschreibung:
Der Islamische Staat (IS) ist eine international agierende Terrororganisation mit dschihadistischer Ideologie. Ziel ist die Errichtung eines Kalifats durch gewaltsame Mittel. In Deutschland ist der IS seit 2014 verboten. Rückkehrer aus Syrien und dem Irak, die dort für den IS gekämpft haben, stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Der IS nutzt digitale Plattformen zur Rekrutierung und Propaganda. Mehrere Anschläge in Deutschland wurden von IS-Sympathisanten verübt.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Alle demokratischen Parteien verurteilen den IS eindeutig. Die CDU fordert harte Strafverfolgung und Abschiebung von Gefährdern. Die Grünen betonen die Notwendigkeit von Deradikalisierung und Prävention.
Amnesty International und Pro Asyl setzen sich für rechtsstaatliche Verfahren bei Rückkehrern ein, lehnen aber jede Form von Gewalt und Terror ab. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Bedrohungslage durch den IS als „so hoch wie seit Jahren nicht mehr“ ein.
Links und Nachweise:
https://www.verfassungsschutz.de/DE/themen/islamismus-und-islamistischer-terrorismus/zahlen-und-fakten/zahlen-und-fakten_node.html
https://www.welt.de/politik/deutschland/article251963554/Verfassungsschutz-Islamistische-Terrorgefahr-so-hoch-wie-seit-langem-nicht-mehr.html
https://www.gdp.de/bund/de/stories/2025/04/die-eskalation-des-islamischen-extremismus-und-terrorismus-in-deutschland-bedrohungen-fuer-die-westliche-demokratie
Milieugruppe:
Clankriminalität (libanesisch, türkisch, balkanisch)
Einschätzung:
Kriminell, nicht ideologisch
Art der Bedrohung / Relevanz:
Bedrohung rechtsstaatlicher Strukturen, Paralleljustiz, Gewaltpotenzial
Beschreibung:
Clankriminalität bezeichnet kriminelle Strukturen innerhalb bestimmter Großfamilien mit Migrationshintergrund, insbesondere aus dem Libanon, der Türkei, dem Balkan und vereinzelt aus Syrien. Diese Familien sind oft seit Jahrzehnten in Deutschland ansässig, teils mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus oder langjähriger Duldung. Die Szene ist geprägt durch patriarchale Machtstrukturen, loyale Familienbindungen, eigene Normsysteme und eine Ablehnung staatlicher Autorität. Viele dieser Familien agieren abgeschottet gegenüber Behörden und Öffentlichkeit, mit hoher Gewaltbereitschaft und informellen Hierarchien.
Typische Delikte sind:
Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Geldwäsche, illegaler Waffenbesitz, Urkundenfälschung, Sozialleistungsbetrug, Raub, Zwangsheirat Verdeckte Vermögensbildung durch Immobilien, Luxusgüter und Bargeldtransfers Verflechtung mit Türsteherszene, Shisha-Bars, Autohandel und Sicherheitsfirmen.
Die Szene ist besonders aktiv in NRW (Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Wuppertal, Köln), Berlin, Bremen und Teilen von Niedersachsen. In NRW wurden unter Innenminister Herbert Reul mehrfach großangelegte Razzien durchgeführt – u. a. in Essen, Mülheim, Leverkusen und Düsseldorf. Dabei wurden Waffen, Bargeld, Drogen und gefälschte Dokumente sichergestellt. Reul spricht von einem „Kampf gegen Parallelgesellschaften“ und betont, dass der Staat „die Straße zurückerobern“ müsse.
Die Clans sind nicht ideologisch motiviert, sondern verfolgen ökonomische Interessen. Ihre Macht basiert auf Abschottung, Einschüchterung und informeller Kontrolle über bestimmte Stadtteile. Laut Verfassungsschutz handelt es sich nicht um ethnisch definierte Gruppen, sondern um kriminelle Familiennetzwerke, deren Herkunft in der öffentlichen Debatte oft überbetont wird.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
CDU / Herbert Reul (NRW-Innenminister): Reul gilt als einer der profiliertesten Kritiker der Clankriminalität. Er verfolgt eine Null-Toleranz-Strategie, setzt auf konsequente Strafverfolgung, Vermögensabschöpfung und die Stärkung interdisziplinärer Ermittlungsgruppen. Er betont, dass Clankriminalität kein Migrationsproblem, sondern ein Sicherheitsproblem sei – und dass der Staat klare Grenzen setzen müsse.
SPD: Die SPD unterstützt polizeiliche Maßnahmen, legt aber besonderen Wert auf soziale Integration, Bildung und Prävention. Sie fordert Stadtteilprojekte, Jugendförderung und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Polizei, Sozialarbeit und Schulen. Die SPD warnt vor einer rein repressiven Politik, die Parallelstrukturen eher verfestigen könnte.
GRÜNE: Die Grünen kritisieren pauschale Stigmatisierung und fordern eine differenzierte Betrachtung zwischen kriminellen Strukturen und migrantischen Familien. Sie setzen auf Prävention, interkulturelle Sozialarbeit und eine faktenbasierte Debatte ohne ethnische Zuschreibungen.
Wohlfahrtsverbände (AWO, Caritas, Diakonie): Diese Organisationen äußern sich nicht direkt zur Clankriminalität, betonen aber die Notwendigkeit sozialräumlicher Prävention, Jugendhilfe und interkultureller Bildungsarbeit. Sie engagieren sich in Stadtteilen mit hoher Belastung durch Gewaltmilieus und fördern Ausstiegs- und Integrationsprojekte.
Pro Asyl / Amnesty International: Beide Organisationen kritisieren die migrationspolitische Aufladung des Diskurses. Sie warnen vor ethnischer Stigmatisierung und fordern rechtsstaatlich transparente Maßnahmen. Gleichzeitig erkennen sie die Gefahr krimineller Parallelstrukturen an, sofern diese nachweislich bestehen.
Links und Nachweise:
Polizei NRW – Lagebild Clankriminalität 2023
https://polizei.nrw/artikel/lagebild-clankriminalitaet
Kriminalpolizei.de – Migrantenkriminalität: Die Trends verstärken sich
https://www.kriminalpolizei.de/ausgaben/2024/september/detailansicht-september/artikel/migrantenkriminalitaet-die-trends-verstaerken-sich.html
Mediendienst Integration – Expertise zu arabisch-türkischen Großfamilien
https://mediendienst-integration.de/fileadmin/MEDIENDIENST_INTEGRATION_Expertise_Arabisch-tuerkische_Grossfamilien_Familienstruktur_und_Clankriminalitaet.pdf
SpringerLink – Kritische Analyse zur sogenannten Clankriminalität (2024)
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-45105-9_21
BKA – Polizeiliche Kriminalstatistik 2024
https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2024/pks2024_node.html
Milieugruppe:
Samidoun / PFLP / DHKP-C / THKP-C
Einschätzung:
Verbotene Organisationen, verfassungsfeindlich
Art der Bedrohung / Relevanz:
Gewaltverherrlichung, antisemitische Narrative
Beschreibung:
Samidoun ist ein palästinensisches Netzwerk, das international als Unterstützungsstruktur für inhaftierte palästinensische Aktivisten auftritt. In Deutschland wurde Samidoun im November 2023 durch das Bundesinnenministerium verboten, da es laut Behörden organisatorisch und ideologisch mit der Terrororganisation PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) verbunden ist. Die Organisation verbreitet israelfeindliche Propaganda, unterstützt den bewaffneten Kampf gegen Israel und lehnt das Existenzrecht Israels ab. Ihre Aktivitäten in Deutschland umfassten Kundgebungen, Social-Media-Kampagnen und die Mobilisierung zu Protesten, insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts.
Neben Samidoun existieren weitere linksextremistische Gruppierungen mit Gewaltbezug, darunter:
DHKP-C: Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front – marxistisch-leninistisch orientiert, mit Anschlägen in der Türkei und EU-Terrorlistung.
THKP-C: Türkische Volksbefreiungspartei-Front – historisch verwurzelt in der türkischen Linksextremismus-Szene, ebenfalls mit gewaltorientierter Ausrichtung und internationaler Beobachtung.
Diese Organisationen sind in Deutschland nicht flächendeckend verboten, stehen aber unter Beobachtung des Verfassungsschutzes und gelten als sicherheitsrelevant.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Bundesregierung und demokratische Parteien: Das Verbot von Samidoun wurde parteiübergreifend begrüßt. Es gilt als klares Signal gegen antisemitische Hetze und gewaltorientierte Netzwerke.
Bündnis 90/Die Grünen: Befürworten das Verbot, betonen aber die Notwendigkeit, zwischen legitimer Kritik an israelischer Politik und antisemitischer Agitation zu unterscheiden. Sie fordern eine differenzierte Debatte und rechtsstaatliche Transparenz.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Unterstützt das Verbot und verweist auf die Gefahr extremistischer Mobilisierung. Gleichzeitig betont die SPD die Bedeutung von Demokratiebildung und Aufklärung, um Radikalisierung vorzubeugen.
Amnesty International: Lehnt jede Form von Gewalt ab, fordert aber rechtsstaatlich transparente Verfahren bei Vereinsverboten. Amnesty warnt vor pauschaler Gleichsetzung von palästinensischem Aktivismus mit Terrorismus.
Pro Asyl: Äußert sich nicht direkt zu Samidoun, kritisiert aber pauschale Verbotsdiskurse, insbesondere wenn sie migrationspolitisch aufgeladen sind. Pro Asyl fordert eine individuelle Prüfung und warnt vor Generalverdacht gegenüber Geflüchteten aus Konfliktregionen.
Links und Nachweise:
Bundesamt für Verfassungsschutz – Hintergrund zu Samidoun
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/auslandsbezogener-extremismus/samidoun.html
Wikipedia – Samidoun
https://de.wikipedia.org/wiki/Samidoun
Focus Online – Samidoun-Verbot in Deutschland
https://praxistipps.focus.de/samidoun-verboten-in-deutschland-infos-zum-palaestinensischen-netzwerk_168794
Milieugruppe:
DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.)
Einschätzung:
Politisch beeinflusst, nicht pauschal verfassungsfeindlich
Art der Bedrohung / Relevanz:
Religiös-politische Einflussnahme, Abhängigkeit von ausländischen Strukturen
Beschreibung:
DITIB ist mit rund 900 Moscheegemeinden der größte islamische Verband in Deutschland. Der Verein mit Sitz in Köln ist formal unabhängig, steht aber strukturell und personell unter dem Einfluss der türkischen Religionsbehörde Diyanet, die direkt dem Präsidium des türkischen Präsidenten unterstellt ist.
Die meisten Imame in DITIB-Gemeinden sind türkische Staatsbeamte, die für vier bis fünf Jahre nach Deutschland entsandt und aus Ankara bezahlt werden. Sie verfügen häufig nicht über ausreichende Deutschkenntnisse und sind nicht in Deutschland sozialisiert, was ihre Integrationsleistung und Gemeindearbeit einschränkt.
Kritische Vorwürfe:
Nähe zur AKP-Regierung und zu Präsident Erdoğan
Spionagevorwürfe gegen Gülen-Anhänger (z. B. durch Berichte an Konsulate)
Nationalistisch-konservative Ausrichtung bei Jugend- und Bildungsarbeit
Verbreitung regierungsnaher Narrative in Predigten und Veranstaltungen
DITIB selbst betont seine Neutralität, verweist auf Gemeindearbeit, Seelsorge und interreligiösen Dialog. Dennoch bleibt die strukturelle Abhängigkeit von Ankara ein zentrales Problem.
Imam-Ausbildung und Einfluss des türkischen Staates:
Bis Ende 2023 wurden nahezu alle DITIB-Imame ausschließlich in der Türkei ausgebildet und direkt von Diyanet entsandt. Forderungen deutscher Politik und Zivilgesellschaft, Imame in Deutschland auszubilden, wurden lange abgelehnt oder verzögert.
Erst Ende 2023 wurde ein Abkommen zwischen dem Bundesinnenministerium, DITIB und Diyanet geschlossen, das eine schrittweise Beendigung der Entsendung türkischer Staatsbeamter vorsieht. DITIB hat daraufhin ein eigenes Ausbildungsprogramm in Dahlem bei Köln gestartet und plant, künftig 100 Imame pro Jahr in Deutschland auszubilden – teils durch ein zweijähriges Programm für Absolventen aus der Türkei, teils durch in Deutschland sozialisierte Theologen.
Die inhaltliche Kontrolle durch Diyanet bleibt jedoch bestehen, da Lehrinhalte, Auswahlkriterien und Personalpolitik weiterhin mit Ankara abgestimmt werden.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Bündnis 90/Die Grünen und Teile der SPD fordern eine klare Trennung von Ankara, eine vollständige Imam-Ausbildung in Deutschland und eine Entpolitisierung religiöser Strukturen.
Die CDU warnt vor politischer Einflussnahme durch die Türkei und fordert Transparenz bei Finanzierung, Personal und Lehrinhalten. Sie unterstützt die staatliche Prüfung einer möglichen Beobachtung durch den Verfassungsschutz.
Wohlfahrtsverbände wie AWO, Caritas und Diakonie arbeiten teils mit DITIB-Gemeinden zusammen, betonen aber die Notwendigkeit von Transparenz, Sprachkompetenz und interkultureller Öffnung.
Amnesty International fordert religiöse Freiheit, warnt aber vor politischer Instrumentalisierung religiöser Organisationen und fordert rechtsstaatlich transparente Verfahren bei etwaigen Einschränkungen.
Links und Nachweise:
Bundesinnenministerium – Beendigung der Imam-Entsendung aus der Türkei
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2023/12/imam-ausbildung.html
Bundestag – Wissenschaftlicher Dienst zur DITIB-Struktur (PDF)
https://www.bundestag.de/resource/blob/566948/359318b04c5199597f024f3dd696ff21/wd-10-053-18-pdf-data.pdf
Humanistischer Pressedienst – Verfassungsschutz prüft DITIB
https://hpd.de/artikel/verfassungsschutz-prueft-beobachtung-ditib-15980
Milieugruppe:
Schleuserbanden
Einschätzung:
Kriminell, nicht ideologisch
Art der Bedrohung / Relevanz:
Menschenhandel, Ausbeutung, Gefährdung von Menschenleben
Beschreibung:
Schleuserbanden organisieren die illegale Migration nach Deutschland und Europa und agieren dabei international, oft mit arbeitsteilig aufgebauten Netzwerken, die mafiöse Strukturen aufweisen. Die Betroffenen werden unter lebensgefährlichen Bedingungen transportiert – etwa in luftdichten LKW-Verstecken, Kühlcontainern oder über seeuntaugliche Boote. Häufig leiden sie unter Dehydrierung, Sauerstoffmangel oder Erstickungsgefahr.
Die Banden nutzen digitale Kanäle wie soziale Netzwerke und Messenger-Dienste zur Rekrutierung und Koordination. Schleusungen erfolgen über die Westbalkanroute, die Slowakei, Tschechien oder direkt über Flugreisen mit gefälschten Dokumenten. Laut Bundeskriminalamt (BKA) ist Schleusungskriminalität eines der vier häufigsten Deliktfelder der organisierten Kriminalität in Deutschland.
https://www.dw.com/de/organisierte-kriminalit%C3%A4t-druck-auf-schleuserbanden-w%C3%A4chst/a-70145270
Die Täter stammen aus verschiedenen Herkunftsländern – darunter Syrien, Irak, Bulgarien und Deutschland – und sind oft in lose kooperierenden Gruppen organisiert. Die Schadenssumme durch Schleusungskriminalität wird auf mehrere Milliarden Euro jährlich geschätzt.
https://www.dw.com/de/organisierte-kriminalit%C3%A4t-druck-auf-schleuserbanden-w%C3%A4chst/a-70145270
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
CDU: Fordert verstärkte Grenzkontrollen, internationale Kooperation und die Abschöpfung illegaler Gewinne. Schleuser sollen konsequent strafrechtlich verfolgt werden.
Bündnis 90/Die Grünen: Betonen die humanitäre Dimension und fordern legale Zugangswege, um die Abhängigkeit von Schleusern zu verringern. Gleichzeitig unterstützen sie die Strafverfolgung krimineller Netzwerke.
Pro Asyl: Warnt vor der Kriminalisierung von Fluchthilfe und fordert eine differenzierte Betrachtung zwischen kommerziellen Schleusern und solidarischer Unterstützung. Legale Migrationswege und humanitäre Aufnahmeprogramme sollen ausgebaut werden. https://www.proasyl.de/news/wahlpruefsteine-2025-die-parteien-zu-flucht-und-asyl/
Amnesty International: Verurteilt menschenverachtende Schleusungsmethoden, fordert aber rechtsstaatlich transparente Verfahren und warnt vor pauschaler Stigmatisierung von Migranten.
Wohlfahrtsverbände (AWO, Caritas, Diakonie): Betonen die Versorgung und den Schutz der Opfer, insbesondere bei medizinischer Betreuung, Traumabewältigung und rechtlicher Beratung.
Links und Nachweise:
DW – Organisierte Kriminalität: Druck auf Schleuserbanden wächst
https://www.dw.com/de/organisierte-kriminalit%C3%A4t-druck-auf-schleuserbanden-w%C3%A4chst/a-70145270
BKA – Schleusungskriminalität: Definition, Methoden, Strafrahmen
https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Schleusungskriminalitaet/schleusungskriminalitaet_node.html
Gewerkschaft der Polizei – Ermittlungsdruck auf Schleuser zeigt Wirkung
https://www.gdp.de/bund/de/stories/2025/04/poitz-ermittlungsdruck-auf-schleuser-zeigt-wirkung
Pro Asyl – Wahlprüfsteine 2025: Positionen zu Flucht und Migration
https://www.proasyl.de/news/wahlpruefsteine-2025-die-parteien-zu-flucht-und-asyl/
Milieugruppe
Zeugen Jehovas
Einschätzung:
Religiös-exklusivistisch, evangelikal geprägt, nicht gewaltorientiert
Art der Bedrohung / Relevanz:
Psychischer Druck, medizinische Selbstgefährdung, soziale Isolation, familiäre Spaltung
Beschreibung:
Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Sondergemeinschaft mit weltweit über 8 Millionen Mitgliedern, davon rund 170.000 in Deutschland. Sie vertreten eine konservativ-religiöse Weltsicht, die sich durch fundamentalistische Bibelauslegung, strikte Binnenmoral und hierarchische Autoritätsstrukturen auszeichnet. Die Organisation ist zentral gesteuert – mit Leitung in New York (Wachtturm-Gesellschaft) und deutscher Zentrale in Selters (Taunus).
Typische Merkmale:
Ablehnung von Bluttransfusionen, selbst bei vitaler Indikation
Kontaktabbruch zu Aussteigern („Gemeinschaftsentzug“)
Ablehnung von Wahlen, Militärdienst, Feiertagen und säkularen Ritualen
Missionarische Pflicht, u. a. durch Haustürbesuche und Bibelstudien
Ablehnung von Homosexualität, Abtreibung und vorehelichem Sex
Die Organisation erzeugt ein geschlossenes Weltbild, das auf Gehorsam, Reinheit und Abgrenzung basiert. Die medizinische Selbstgefährdung durch das Transfusionsverbot ist besonders gravierend: In akuten Fällen kommt es zu juristischen Konflikten, etwa wenn Patienten nicht mehr einwilligungsfähig sind und Ärzte oder Gerichte entscheiden müssen.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Anerkennung der Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) war in Deutschland über Jahrzehnte juristisch umstritten und wurde von mehreren Bundesländern aktiv verzögert oder abgelehnt. Der Streit entzündete sich an der Frage, ob die Organisation die Voraussetzungen gemäß Art. 140 GG i. V. m. Art. 137 WRV erfüllt – insbesondere hinsichtlich der Loyalität zur Verfassung, der Wahrung des Kindeswohls und der gesellschaftlichen Offenheit.
Verlauf der Auseinandersetzung:
1990 beantragten die Zeugen Jehovas erstmals den Körperschaftsstatus in Berlin, da dort ihr Hauptsitz liegt. Das Land Berlin verweigerte die Anerkennung mit dem Hinweis auf: fehlende Teilnahme an Wahlen Abschottung gegenüber der Gesellschaft mögliche Gefährdung des Kindeswohls durch medizinische Dogmen (z. B. Bluttransfusionsverbot) Nach langwierigen Verfahren entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin 2005 zugunsten der Zeugen Jehovas. 2006 bestätigte das Bundesverwaltungsgericht, dass die Organisation die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt.
2015 urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass jedes Bundesland zwar eigenständig über die Anerkennung entscheiden darf, dabei aber an objektive verfassungsrechtliche Maßstäbe gebunden ist.
Ergebnis:
Bis 2017 verliehen alle 16 Bundesländer den Körperschaftsstatus. Die Zeugen Jehovas gelten seither bundesweit als öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft, mit entsprechenden Rechten (z. B. Steuerprivilegien, Seelsorgezugang, Bildungskooperationen).
Gesellschaftliche Bewertung:
SektenInfo NRW warnt weiterhin vor emotionaler Abhängigkeit, sozialer Isolation und medizinischen Risiken.
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) kritisiert die strikte Binnenmoral und die Abwertung anderer Glaubensrichtungen.
Amnesty International äußert sich nicht direkt zur Gruppe, betont aber den Schutz individueller Glaubensfreiheit.
Parteien äußern sich selten direkt, da die Gruppe juristisch geschützt ist – die Debatte wird eher auf zivilgesellschaftlicher Ebene geführt.
Kontext anderer klerikaler Gruppen:
Die Zeugen Jehovas stehen exemplarisch für eine Reihe konservativer religiöser Gruppen, die durch strikte Bibelauslegung, soziale Kontrolle und Abgrenzung vom gesellschaftlichen Pluralismus geprägt sind.
Dazu zählen:
Evangelikale Freikirchen (z. B. Pfingstgemeinden, Baptisten, Evangelische Allianz):
→ Betonung von Bekehrung, Bibeltreue, Mission und konservativer Ethik (Ablehnung von Homosexualität, Genderfragen, Abtreibung)
https://sektenfragen.ekvw.de/weltanschaulicher-pluralismus/gemeinschaften-aus-christlicher-tradition/evangelikale/
Opus Dei (katholisch-konservativ):
→ Hierarchisch strukturiert, mit rigider Tagesordnung, Selbstkasteiung und elitären Bildungsstrukturen. Kritisiert wegen Intransparenz und psychischem Druck
Diese Gruppen unterscheiden sich in ihrer theologischen Herkunft, weisen aber ähnliche soziokulturelle Muster auf: → Autoritätsgläubigkeit, religiöser Ausschließlichkeitsanspruch, Distanz zu liberalen Gesellschaftsmodellen
Quellen:
SektenInfo NRW – Artikel zu den Zeugen Jehovas
https://sekten-info-nrw.de/information/artikel/artikel-zu-den-zeugen-jehovas
Deutsches Ärzteblatt – Kritik am Transfusionsverbot
https://www.aerzteblatt.de/archiv/zeugen-jehovas-kritik-am-transfusionsverbot-nimmt-zu-5168cc9b-f209-413b-b4c1-dff428736a9f
LTO – BVerfG zum Körperschaftsstatus der Zeugen Jehovas
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/bverfg-beschluss-2-bvr-1282-11-religionsgemeinschaften-koerperschaft-anerkennung-zeugen-jehovas-bremen
JW.org – Chronologie der Anerkennung als Körperschaft
https://www.jw.org/de/nachrichten/region/deutschland/verleihung-koerperschaft-oeffentlichen-rechts-jehovas-zeugen/
Ethikkomitee – Leitlinie zur Bluttransfusion bei Zeugen Jehovas (PDF)
https://ethikkomitee.de/downloads/ll_bluttransfusion_bei_zeugen_jehovas_20170817.pdf
Evangelikale – EKvW Sektenfragen
https://sektenfragen.ekvw.de/weltanschaulicher-pluralismus/gemeinschaften-aus-christlicher-tradition/evangelikale/
Opus Dei – ZDF-Dokumentation
https://www.zdf.de/video/dokus/zdf-info-100/die-geheimnisse-des-opus-dei--glaube-macht-manipulation-100
Milieugruppe:
Scientology
Einschätzung:
Psychologisch manipulativ, wirtschaftlich ausbeuterisch, ideologisch geschlossen
»Art der Bedrohung / Relevanz:
Individuelle Abhängigkeit, finanzielle Ausbeutung, ideologische Kontrolle, Demokratiefeindlichkeit
Beschreibung:
Scientology ist eine neureligiöse Bewegung mit Ursprung in den USA, gegründet 1954 von L. Ron Hubbard, einem ehemaligen Science-Fiction-Autor. Die Organisation verspricht spirituelle Reinigung („Clear“) durch kostenpflichtige Kurse, sogenannte Audits, die angeblich seelische Blockaden lösen.
Die Struktur ist strikt hierarchisch, mit zentraler Kontrolle und einem internen Belohnungs- und Bestrafungssystem. Die Organisation verfolgt ein weltanschauliches Herrschaftsmodell, das auf psychotechnologischer Kontrolle, strikter Unterordnung und Ausschluss nicht-konformer Personen basiert.
Mitglieder berichten von: psychischem Druck und emotionaler Manipulation finanzieller Ausbeutung durch teure Kurssysteme (bis zu 500.000 € pro Person) sozialer Abschottung und Zerstörung familiärer Bindungen Überwachung und Kontrolle durch interne Berichte und „Ethikbüros“
Die Zahl der aktiven Mitglieder in Deutschland wird auf 3.500 bis 5.000 geschätzt. Die Organisation betreibt Tarnvereine, Bildungsangebote und PR-Kampagnen, um neue Mitglieder zu gewinnen – etwa durch das Buch „Der Weg zum Glücklichsein“, das ohne erkennbare Verbindung zur Organisation verteilt wird.
»Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Der Verfassungsschutz beobachtet Scientology seit 1997 in mehreren Bundesländern. Die Organisation wird als potenziell demokratiefeindlich eingestuft
Die Innenministerkonferenz bestätigte 2008 die Rechtmäßigkeit der Beobachtung.
Die Bundesregierung warnt regelmäßig vor psychologischer Manipulation, insbesondere bei Jugendlichen und Menschen in Krisensituationen.
Die Evangelische Kirche, die Katholische Kirche und Landesstellen für Sektenfragen (z. B. Bayern, NRW) kritisieren die Organisation scharf.
SektenInfo NRW, die AGPF und das BVA bieten Aussteigerberatung und dokumentieren Fälle von sozialer Isolation, finanziellem Ruin und psychischer Belastung.
Weitere relevante Sekten und sektenähnliche Gruppen:
Universelles Leben
Ursprung: Deutschland, gegründet in den 1980er Jahren durch Gabriele Wittek (Würzburg)
Charakter: Esoterisch-christlich, mit angeblich medial empfangenen Botschaften „aus der geistigen Welt“
Gefahren: Abwertung medizinischer Versorgung: Schulmedizin wird als „körperfeindlich“ dargestellt, stattdessen werden energetische Heilmethoden propagiert.
Autoritäre Führung: Die Gründerin gilt als alleinige Vermittlerin göttlicher Wahrheit, Kritik wird als „geistige Verirrung“ gewertet.
Isolation: Mitglieder werden zur Abkehr von Familie, Beruf und Gesellschaft gedrängt, um sich ganz der „geistigen Entwicklung“ zu widmen.
Struktur: Das Universelle Leben betreibt eigene Landwirtschaft, Medien, Schulen und Verlage – mit dem Ziel, ein „göttliches Gegenmodell“ zur bestehenden Gesellschaft zu etablieren
Quelle:
https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/S/Sekten_und_Psychogruppen/Sekten_node.html
Fiat Lux
Ursprung: Schweiz, gegründet in den 1980er Jahren durch Erika Bertschinger-Eicke („Uriella“)
Charakter: Apokalyptisch-esoterisch, mit Endzeitprophetien und angeblich göttlichen Eingebungen.
Gefahren: Weltuntergangsprophetie; Mitglieder wurden auf angebliche Katastrophen vorbereitet, z. B. durch Vorratslager und Rückzug in abgeschottete Wohnanlagen
Soziale Kontrolle: Die Gruppe reguliert Kleidung, Ernährung, Beziehungen und Informationszugang
Wirtschaftliche Abhängigkeit: Mitglieder geben ihr Vermögen ab, leben in kollektiven Strukturen und sind auf die Gruppe angewiesen
Struktur: Fiat Lux operiert mit starker Binnenmoral und spiritueller Überhöhung der Gründerin, die als „Sprachrohr Gottes“ gilt. Außendarstellung ist bewusst harmlos gehalten.
Quelle:
https://www.bdp-verband.de/fileadmin/user_upload/BDP/website/dokumente/PDF/media/materialien/flyer/BDP-Risiken_bei_Sekten__Seminaren_und_dem_Coaching-Infobroschuere.pdf
Psycho-Kulte und Coaching-Sekten
Ursprung: Meist kommerziell, oft ohne religiöse Grundlage – z. B. in Form von „Selbsterfahrungsseminaren“, „Bewusstseins-Coachings“ oder „Erleuchtungstrainings“
Charakter: Pseudotherapeutisch, mit Versprechen schneller Heilung, Erfolg oder Erleuchtung
Gefahren: Emotionale Abhängigkeit: Teilnehmer werden durch Gruppendruck, suggestive Methoden und emotionale Manipulation gebunden
Identitätsverlust: Persönlichkeitsveränderung durch intensive Seminare, oft ohne psychologische Absicherung
Finanzielle Ausbeutung: Hohe Kursgebühren, Folgeseminare, „spirituelle Produkte“ – oft ohne Transparenz oder Rücktrittsmöglichkeiten
Struktur: Viele dieser Gruppen operieren unter wechselnden Namen, nutzen Social Media und Influencer-Marketing, um sich als „moderne Lebenshilfe“ zu präsentieren.
Quelle:
https://km.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/kultusverwaltung/religionsangelegenheiten-und-staatskirchenrecht/sogenannte-sekten-und-psychogruppen
Gesamtgefahren durch sektenähnliche Strukturen:
Zersetzung familiärer und sozialer Bindungen
Verlust individueller Selbstbestimmung
Verbreitung antidemokratischer Ideologien
Verletzung von Menschenrechten und medizinischer Standards
Finanzieller Ruin und psychische Traumatisierung
Der Staat ist verpflichtet, über solche Gefahren zu informieren und Schutzstrukturen bereitzustellen – insbesondere für Jugendliche, Krisenbetroffene und Aussteiger.
Quellen:
Bundesamt für Verfassungsschutz – Scientology
https://www.verfassungsschutz.de/DE/themen/sonstige-extremismusformen/scientology/scientology_node.html
Landesamt für Verfassungsschutz Hessen – Warnung vor Tarnaktionen
https://lfv.hessen.de/publikationen/aktuelles-und-analysen/warnung-vor-verteilaktion-der-scientology-organisation
Verfassungsschutz Bayern – Beobachtung und Gefahrenanalyse
https://www.verfassungsschutz.bayern.de/weitere_aufgaben/scientology/
Ministerium BW – Sekten und Psychogruppen
https://km.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/kultusverwaltung/religionsangelegenheiten-und-staatskirchenrecht/sogenannte-sekten-und-psychogruppen
BDP – Risiken bei Sekten und Coaching-Angeboten
https://www.bdp-verband.de/fileadmin/user_upload/BDP/website/dokumente/PDF/media/materialien/flyer/BDP-Risiken_bei_Sekten__Seminaren_und_dem_Coaching-Infobroschuere.pdf
BVA – Sekten und Psychogruppen
https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/S/Sekten_und_Psychogruppen/Sekten_node.html
https://lfv.hessen.de/publikationen/aktuelles-und-analysen/warnung-vor-verteilaktion-der-scientology-organisation
https://www.verfassungsschutz.bayern.de/weitere_aufgaben/scientology/
https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/S/Sekten_und_Psychogruppen/Sekten_node.html
Milieugruppe:
Opus Dei (Personalprälatur der katholischen Kirche)
Einschätzung:
Religiös-konservativ, innerkirchlich umstritten
Art der Bedrohung / Relevanz:
Psychischer Druck, ideologische Kontrolle, Intransparenz
Beschreibung:
Opus Dei („Werk Gottes“) ist eine katholische Organisation mit weltweit rund 90.000 Mitgliedern, davon mehrere Hundert in Deutschland. Sie wurde 1928 vom spanischen Priester Josemaría Escrivá gegründet und ist seit 1982 als Personalprälatur direkt dem Papst unterstellt. Die Organisation ist hierarchisch gegliedert, mit zölibatär lebenden Mitgliedern („Numerarier“) und Laien („Supernumerarier“).
Kritiker bemängeln:
Selbstkasteiung (z. B. Bußpraktiken wie Bußgürtel oder Selbstgeißelung)
Strenge Tagesstrukturen mit Gebetszeiten, geistlicher Führung und Pflichtlektüre
Religiösen Leistungsdruck, insbesondere bei jungen Mitgliedern
Verschleierung von Einflussstrukturen, etwa in Bildungs- und Wohnprojekten
Elitäres Selbstverständnis als „geistige Avantgarde“ innerhalb der katholischen Kirche
Aussteiger berichten von psychischer Belastung, sozialer Kontrolle und fehlender Transparenz. In Deutschland betreibt Opus Dei u. a. Studentenwohnheime und Bildungseinrichtungen, z. B. in Köln, München und Düsseldorf.
Einordnung durch Politik und gesellschaftliche Gruppen:
Die Organisation wird nicht staatlich beobachtet, ist aber innerkirchlich umstritten.
Die Katholische Kirche äußert sich zurückhaltend, einzelne Bischöfe distanzieren sich öffentlich.
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) stuft Opus Dei als autoritäre Sonderstruktur ein.
SektenInfo NRW und die AGPF verweisen auf Aussteigerberichte, insbesondere zu psychischem Druck und elitären Strukturen.
NGOs wie Terre des Femmes kritisieren die Rollenbilder und Geschlechterordnung, insbesondere die Betonung weiblicher Unterordnung und familiärer Pflichterfüllung.
Weitere besonders strenge christliche Gruppen:
Evangelikale Freikirchen (z. B. Baptisten, Pfingstgemeinden, Brüderbewegung)
Charakter: Bibeltreu, konservativ, oft endzeitlich geprägt. Evangelikale Freikirchen betonen persönliche Bekehrung, Bibeltreue und missionarisches Engagement. Viele Gemeinden sind autonom organisiert, aber über Netzwerke wie die Evangelische Allianz lose verbunden.
Gefahren: Ablehnung pluraler Lebensentwürfe, insbesondere zu LGBTQ+, Genderfragen und säkularer Ethik. Missionarischer Druck, insbesondere auf Jugendliche und Konvertiten. Autoritäre Gemeindestrukturen, oft mit charismatischer Leitung und wenig innerer Kritikmöglichkeit
Abwertung anderer Konfessionen und Weltanschauungen, teils mit Endzeit- oder Dämonologie-Rhetorik
Beobachtung: Einzelne Gemeinden wie die „Evangelische Freikirche Riedlingen“ und die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ werden vom Verfassungsschutz beobachtet – wegen staatsfeindlicher Aussagen, Volksverhetzung und religiös begründeter Gewaltfantasien https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/wie-extreme-freikirchen-gegen-politiker-und-homosexuelle-hetzen-100.html
Quelle:
https://sektenfragen.ekvw.de/weltanschaulicher-pluralismus/gemeinschaften-aus-christlicher-tradition/evangelikale/
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/wie-extreme-freikirchen-gegen-politiker-und-homosexuelle-hetzen-100.html
https://akref.ead.de/akref-nachrichten/2025/juni/30062025-deutschland-freikirche-in-riedlingen-weiter-vom-verfassungsschutz-beobachtet/
Piusbruderschaft (FSSPX) (Priesterbruderschaft St. Pius X.)
Charakter: Traditionalistisch-katholisch, strikt gegen das Zweite Vatikanische Konzil. Die Bruderschaft lehnt moderne Kirchenreformen ab und propagiert die vorkonziliare Liturgie und Theologie.
Gefahren: Ablehnung moderner Menschenrechte, z. B. Religionsfreiheit und Gleichberechtigung
Antimodernistische Haltung, insbesondere gegen Ökumene, interreligiösen Dialog und demokratische Werte. Isolation von staatlichen und kirchlichen Strukturen, Aufbau eigener Internate und Jugendorganisationen. Verbreitung verschwörungsideologischer Inhalte, z. B. zur „Freimaurerkirche“ oder „antichristlicher Weltordnung“
https://www.katholisch.de/artikel/54461-experte-piusbruderschaft-will-langfristig-die-kirche-zurueckerobern
Strategie: Laut Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger verfolgt die Piusbruderschaft eine langfristige Strategie zur Rückeroberung der katholischen Kirche. Sie versucht gezielt, innerhalb der kirchlichen Hierarchie Fuß zu fassen und liberale Kräfte zu verdrängen.
Quelle:
https://www.katholisch.de/artikel/54461-experte-piusbruderschaft-will-langfristig-die-kirche-zurueckerobern
https://www.domradio.de/artikel/warum-trotzt-die-piusbruderschaft-bischoeflichen-verboten
Gemeinde Gottes / Christ Embassy / Wort-des-Glaubens-Bewegung
Charakter: Evangelikal-charismatisch, mit Fokus auf Heilung, Wohlstand und „geistliche Autorität“. Die Bewegung ist stark von US-amerikanischen Televangelisten geprägt (z. B. Kenneth Hagin, Joyce Meyer, Joel Osteen).
Gefahren: Versprechen von Heilung und Erfolg durch Glauben, oft unter Ablehnung medizinischer Versorgung Finanzielle Ausbeutung durch Spenden, „Saatprinzip“ und kostenpflichtige Segnungen
Starke Binnenmoral, mit patriarchalen Rollenbildern und rigider Gemeindedisziplin
Abwertung kritischer Stimmen, oft mit spiritueller Drohrhetorik
Struktur: Die Bewegung ist international vernetzt, in Deutschland u. a. durch Gemeinden wie „Wort des Glaubens Hamburg“ vertreten. Kritiker verweisen auf esoterische Wurzeln, metaphysische Heilslehren und psychologische Abhängigkeit.
Quelle:
https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/S/Sekten_und_Psychogruppen/Sekten_node.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Wort-des-Glaubens-Bewegung
Gesamtbewertung:
Diese Gruppen eint ein konservativ-religiöses Weltbild, das sich durch folgende Merkmale auszeichnet:
Strikte Autoritätsgläubigkeit, oft mit charismatischer oder sakral legitimierter Führung
Abwertung pluraler Gesellschaftsmodelle, insbesondere zu Demokratie, Gleichberechtigung und säkularer Ethik
Soziale Kontrolle und Binnenmoral, mit rigiden Regeln für Lebensführung, Sexualität und Familienstruktur
Distanz zu demokratischen Prinzipien und individueller Selbstbestimmung, teils mit antistaatlicher oder verschwörungsideologischer Rhetorik
Diese Gruppen stehen einer offenen, freiheitlichen Gesellschaft oft kritisch oder ablehnend gegenüber und wirken durch Bildung, Medien, Sozialarbeit und religiöse Netzwerke in gesellschaftliche Räume hinein.
Quellen:
ZDF – Doku „Die Geheimnisse des Opus Dei“
https://www.zdf.de/video/dokus/zdf-info-100/die-geheimnisse-des-opus-dei--glaube-macht-manipulation-100
EZW – Evangelikale Gruppen
https://sektenfragen.ekvw.de/weltanschaulicher-pluralismus/gemeinschaften-aus-christlicher-tradition/evangelikale/
SWR – Extreme Freikirchen in Baden-Württemberg
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/wie-extreme-freikirchen-gegen-politiker-und-homosexuelle-hetzen-100.html
AKREF – Beobachtung der Freikirche Riedlingen
https://akref.ead.de/akref-nachrichten/2025/juni/30062025-deutschland-freikirche-in-riedlingen-weiter-vom-verfassungsschutz-beobachtet/
Katholisch.de – Piusbruderschaft und Traditionalismus
https://www.katholisch.de/artikel/54461-experte-piusbruderschaft-will-langfristig-die-kirche-zurueckerobern
DOMRADIO – Kritik an der Piusbruderschaft
https://www.domradio.de/artikel/warum-trotzt-die-piusbruderschaft-bischoeflichen-verboten
BVA – Sekten und Psychogruppen
https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/S/Sekten_und_Psychogruppen/Sekten_node.html
Wikipedia – Wort-des-Glaubens-Bewegung
https://de.wikipedia.org/wiki/Wort-des-Glaubens-Bewegung
FAZIT:
Die Einflussnahme dieser oben beschriebenen Milieugruppen sind klar und definierbar. Aber die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig. Es gibt Milieus, bei denen kann man die Haltung nicht eindeutig definieren. In einem religiös und moderatem oder augeklaertem Milieu, egal ob christlich, jüdisch oder Islam ist beinahe jede politische Haltung denkbar. Aber auch nicht religiöse und atheistische Milieus können gegenüber religiösen Milieus diskriminierend sein. Auch an dieser Stelle sind die vielfältigen gesellschaftlichen Milieus noch nicht hinreichend genug beschrieben. Der Beruf, der Wohnort, die Interessen können Milieugruppenbilden und alle haben irgendwo ihre Eigenarten. Wie soll man das an Äußerlichkeiten erkennen?
Verfassungs- und Gesetzestreue ein eher kritischer Geist oder doch demokratiefeindlich, autoritär und verfassungsfeindlich. Eine Milieustudie des Sinusmilieus, die allerdings schon veraltet sein könnte, stellt fest, dass ein hoher Anteil der AFD Waeler aus einkommensschwachen Haushalte kommt. Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder oder jede der/die ein geringes Einkommen hat und preiswerte Kleidung trägt, AfD wählt.
Ein Straßenbild, in dem sich dem Augenschein nach viele Kulturen aufhalten, empfinde ich eher als eine Lösung von guter Integration als ein Problem. Die Aussage mit dem Straßenbild zeugt eher von einer einseitig oberflaechlichen Haltung des Betrachters als von einem Problem der Gesellschaft. Ja, es gibt Milieus und man kann sie manchmal auch an der Kleidung erkennen, aber eben nicht sicher nicht immer zutreffend und erst recht können keine Rückschlüsse auf eine gelungene oder misslungene Integrationsleistung getroffen werden. Kleidung hat eben nicht unmittelbar etwas mit innerer Haltung zu tun und viel zu oft sind es die unauffällig Gekleideten, deren Haltung problematisch ist.
Zu den hier genannten Milieus kann jedoch eine weitestgehend eindeutige und klare Aussage getroffen werden. Sie sind wenig bis kaum vereinbar mit einer offenen und freien demokratischen Gesellschaft. Sie lehnen diese ab, stehen ihr gleichgültig gegenüber oder kommen besser ohne sie klar. Sie sind Hinweise auf intolerante und autoritäre Strukturen, jedoch selten am Äußeren zu erkennen. Problematisch ist vielmehr die innere Haltung. Sie verfolgen ein Narrativ, das auch die AfD verfolgt. Obwohl ihre Inhalte sehr unterschiedlich sind, haben sich doch eine gemeinsame innere Logik:
Demokratie
Alle Gruppen lehnen demokratische Prinzipien ab oder schränken sie aktiv ein.
Ob durch autoritäre Ideologie (IS, Graue Wölfe, Salafisten), strukturelle Intransparenz (DITIB, Scientology) oder kriminelle Parallelstrukturen (Clans, Rockergruppen) – demokratische Teilhabe wird untergraben oder ersetzt durch interne Machtlogik.
Sexuelle Selbstbestimmung
Die meisten Gruppen lehnen sexuelle Selbstbestimmung ab oder regulieren sie stark.
Religiöse Gruppen wie Opus Dei, Zeugen Jehovas, Salafisten und Evangelikale setzen auf rigide Geschlechterrollen. Auch autoritäre Milieus wie IS oder Graue Wölfe propagieren patriarchale Kontrolle. Rockergruppen und Clans fördern ein gewaltverherrlichendes Männlichkeitsbild.
LGBTQ+
Fast alle Gruppen lehnen LGBTQ+-Rechte ab oder ignorieren sie vollständig.
Von islamistischen Netzwerken über konservativ-religiöse Gruppen bis hin zu nationalistischen Milieus – LGBTQ+-Identitäten gelten als abweichend, werden tabuisiert oder aktiv bekämpft.
Autoritäres Gebaren
Alle Gruppen zeigen autoritäre Strukturen – entweder ideologisch, religiös oder kriminell.
Hierarchien, Gehorsam, Kontrolle und Ausschluss prägen die Binnenlogik: vom Kalifat über die Rocker-Hierarchie bis zur religiösen Führungsfigur.
Menschenrechte
Die meisten Gruppen verletzen oder relativieren Menschenrechte systematisch.
IS, Salafisten, Graue Wölfe und PKK agieren offen gegen Menschenrechte. Andere Gruppen wie Scientology oder DITIB untergraben sie strukturell – etwa durch Kontrolle, Intransparenz oder politische Einflussnahme.
Legalität / Illegalität
Viele Gruppen operieren illegal oder am Rand der Legalität.
Rockergruppen, Clans, Schleuserbanden und terroristische Organisationen sind klar kriminell. Andere wie DITIB oder Scientology bewegen sich in rechtlichen Grauzonen – etwa durch verdeckte Finanzierung oder ideologische Schulung.
Selbstverwirklichung / individuelle Selbstbestimmung
Die meisten Gruppen behindern individuelle Selbstverwirklichung.
Ob durch religiöse Dogmen, ideologische Schulung oder soziale Kontrolle – der Einzelne wird dem Kollektiv untergeordnet. Ausnahmen sind selten und meist taktisch motiviert (z. B. Rekrutierung).
Transparenz
Nahezu alle Gruppen agieren intransparent.
Finanzströme, Entscheidungsstrukturen und ideologische Inhalte sind oft verschleiert. Besonders auffällig bei DITIB, russischen NGOs, Scientology und Clans.
Menschenrechte, Recht und Gesetz
Die meisten Gruppen stehen im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Prinzipien.
Ob durch Gewalt, Indoktrination oder Paralleljustiz – viele Milieus untergraben Recht und Gesetz aktiv oder ignorieren sie systematisch.
Religiöse Vielfalt
Fast alle Gruppen lehnen religiöse Vielfalt ab.
Statt Pluralismus herrscht Exklusivität: Salafisten, Graue Wölfe, Evangelikale und Opus Dei sehen sich als alleinige Wahrheitsinstanz. Auch DITIB zeigt strukturelle Abgrenzung.
Medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse
Viele Gruppen ignorieren oder bekämpfen wissenschaftliche Standards.
Zeugen Jehovas lehnen Bluttransfusionen ab, Evangelikale und Salafisten relativieren Evolution und Sexualmedizin. Scientology bekämpft Psychiatrie. Auch ideologische Milieus wie IS oder Graue Wölfe instrumentalisieren Wissenschaft politisch.
Wirtschaftliche Ausbeutung
Viele Gruppen betreiben wirtschaftliche Ausbeutung – direkt oder strukturell.
Scientology, Clans, Schleuserbanden und Rockergruppen nutzen ökonomische Abhängigkeit. Auch religiöse Gruppen wie Opus Dei oder DITIB fördern Abhängigkeit durch soziale Kontrolle.
Binnenmoral
Alle Gruppen verfügen über eine starke Binnenmoral mit klaren Regeln und Sanktionen.
Diese Moral ersetzt externe Normen und dient der internen Stabilisierung. Sie ist oft rigide, patriarchal und exklusiv.
Konservatives und/oder religiöses Weltbild
Die meisten Gruppen vertreten ein konservatives oder religiös geprägtes Weltbild.
Ob islamistisch, christlich-fundamentalistisch oder nationalistisch – Tradition, Gehorsam und Abgrenzung sind zentrale Werte.
AfD-Affinität (gesellschaftlich, manchmal inhaltlich)
Viele dieser Gruppen passen strukturell ins gesellschaftliche Schema der AfD:
Sie lehnen Offenheit, Vielfalt und Selbstbestimmung ab.
Sie fördern Autorität, Kontrolle und kulturelle Homogenität.
Sie agieren intransparent, hierarchisch und oft gegen demokratische Prinzipien.
Sie sind für das AfD narrativ verwertbar – als Feindbild, als Legitimation für eine regide rückwärts gewandte Ordnungspolitik, als Projektionsfläche für Anti-Globalismus und Anti-Pluralismus.
Einige oder sogar viele dieser Gruppen haben in der AfD ihre politische Vertretung gefunden. Sie eint die Intransparenz, die Ablehnung demokratischer Strukturen sowie, die Befürwortung von Autorität und Gehorsam. Diese Haltung bietet die AfD. Inhaltlich ist die AfD leer und eindimensional. Sie ist die politische Vertretung einiger der hier aufgeführten Milieus und erfolgreich. Ob und wer letztendlich hinter der vertretenen Ideologie, sie steht unterstützt, bleibt meist im Verborgenen. Intransparenz ist ebenfalls ein Prinzip dieser Milieus.
Zwar entspricht eine offizielle Amtskirche nicht gerade unserer Vorstellung von einer offenen, transparenten Partnerin demokratischer Strukturen, aber sie ist besser zu ertragen als diese Milieugruppen, die immer stärker werden, während die Kirchen durchaus teilweise selbstverschuldet schwächer werden. Ob hier allerdings ein Zusammenhang besteht wäre zu klaeren. Die CDU täte gut daran, die Kirchen zu stärken, denn das steht in ihrem Namen und sich als politische Partei staerker für eine demokratische, Rechtsstaatliche Gesellschaft einzusetzen. Denn wir ahnen noch gar nicht, was kommen koennte, wenn die CDU scheitert und antiliberalen undemokratischen Milieugruppen stärker werden. Dann wird die AfD eine autoritäre, intransparente Gesellschaft formen. das was in Amerika unter Trump geschieht, ist nicht das Ende einer Entwicklung, sondern erst der Anfang von einem Gesellschaftssystem, das nicht gewollt sein kann, nicht gewollt sein darf.
Kurz gesagt:
Ob IS, DITIB oder Graue Wölfe – sie wollen zwar inhaltlich nicht dasselbe wie die AfD, aber sie verkörpern vieles, für was die AfD steht. Autoritär, Intoleranz, geschlossene Weltbilder und das Ende des Individualismus. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass die AfD selbst von diesen Gruppen gewählt wird, obwohl die AfD, wenn sie regieren würde, für diese Gruppen keine materiellen Vorteile brächte. Es ist vielmehr die innere Logik, die von den meisten geteilt wird und die verfängt.
Erkennen werden wir sie an ihrer inneren Haltung und nicht an der Kleidung.
