Innenstadtbelebung – Junioruniversität in der Zeche Carl
Die Essener Innenstadt ist nicht gerade ein Publikumsmagnet, obwohl auch hier außerhalb von Corona viele Menschen in den Straßen der Innenstadt zu finden waren. Das hat sich jedoch durch die Pandemie geändert. 😒Es gibt Leerstände und der Einzelhandel kämpft um das Überleben. Keine guten Voraussetzungen für eine lebendig City. Essen als Einkaufstadt ist eine nostalgische Erinnerung, die einer Erneuerung bedarf. Die Innenstadt muss mehr werden als nur eine Einkaufsmeile. Sie muss an Aufenthaltsqualität gewinnen, durch Gastronomie, kulturelle Angebote und innovativen Konzepten. Die Gebäudestruktur bedarf einer Anpassung an den Klimawandel und viele weitere Maßnahmen müssen getroffen werden, damit es für die Essener Innenstadt eine Zukunft gibt.
Das Projekt „Beweg Dein Quartier“ hat für die nördliche Innenstadt einen ersten Versuch gewagt, sich dieses Themas näher anzunehmen und Ideen für mehr Aufenthaltsqualität für die nördliche Innenstadt zu beschreiben.
An der Zeche Carl soll eine Junioruniversität entsstehen. Sie soll junge Talente fördern und bessere Bildungschancen eröffnen, deshalb soll auf dem Geländer der Zeche Carl etwas positives entstehen. 👀
Siehe auch Stadt Essen
Hierzu haben GRÜNE und CDU eine Pressemitteilung veröffentlicht:
(Zitatbeginn)
Gestaltungskoalition informiert über aktuelle Ratsbeschlüsse
In der Ratssitzung am Mittwoch wurden wichtige Beschlüsse und Vorlagen eingebracht. Darunter die Anträge von CDU und Grünen zum Aufbau einer Junior-Universität am Standort der Zeche Carl, ein Konzeptauftrag zur Wiederbelebung und zur zukunftsgerichteten Neuausrichtung der Innenstadt und der Mittelzentren sowie die Einrichtung von multiprofessionellen Teams im Bereich der Schulsozialarbeit. Zum Hintergrund: Die Pressemitteilungen zu den Ratsanträgen von CDU und Grünen zum Taxi-Gutschein für immobile Seniorinnen sowie Senioren und zur Gesundheitsversorgung im Essener Norden sind gesondert erfolgt.
Dazu Fabian Schrumpf MdL, Vorsitzender der CDU-Fraktion Essen: „Auf Initiative unserer Gestaltungskoalition soll der Aufbau einer Junior-Universität am Standort „Zeche Carl“ auf sichere Beine gestellt werden. Dieses Bildungsnetzwerk wird jungen Menschen offenstehen und deren Talententwicklung fördern. Mit der Sicherstellung der erforderlichen planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen werden wir ein sicheres Fundament für diese außerschulische Lehr- und Forschungseinrichtung schaffen. Weiterhin werden wir im Bildungsbereich die Schulsozialarbeit stärken. Bis zur Sommerpause sind die Personalbedarfe und deren konkrete Verteilung auf einzelne Standorte aufzuzeigen. Wir werden hiermit insbesondere Schulen unterstützen, die ihren Lehrauftrag in sozial schwierigeren Umfeldern wahrnehmen. Eine weitere wichtige Entscheidung haben wir zur Zukunft unserer Innenstadt und Stadtteilzentren getroffen. Mit dem Handlungskonzept Innenstadt soll unsere Innenstadt zukunftsgerichtet weiterentwickelt werden. Dabei geht es um die Erarbeitung einer großen Zukunftsperspektive für das Herz unserer Stadt.“
Hiltrud Schmutzler-Jäger, Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion der Grünen ergänzt:
„Die Junior-Universität ist eine große Bereicherung für die Essener Bildungslandschaft. Gerade die Jugendlichen im Essener Norden erhalten damit einen wohnortnahen Ort mit neuen Zugängen zu Forschung und Bildung. CDU und Grünen ist dabei wichtig, am Standort Zeche Carl auch die räumlichen Voraussetzungen für die Junior-Universität zu schaffen. Der Prüfauftrag für eine denkmalgerechte Nutzung von Malakow-Turm und Grubenschreinerei schließt aber auch die Ansiedlung einer Stadtteilbibliothek ein, die ebenfalls zu einer Aufwertung des sozio-kulturellen Zentrums Zeche Carl führen würde. Bei der Ausgestaltung der Junior-Universität ist uns außerdem eine breite Bürgerbeteiligung und die Einbindung vieler Kooperationspartner wichtig.“
Christoph Kerscht, Fraktionsvorsitzender der Ratsfraktion der Grünen ergänzt:
„Die Innenstadt muss neu gedacht werden. Mit dem Ratsbeschluss für ein Handlungskonzept Innenstadt soll ein Prozess gestartet werden, bei dem sich möglichst viele Menschen einbringen sollen. Die Innenstadt muss bunter, grüner und kreativer werden. Es braucht Plätze, auf denen sich die Menschen gerne aufhalten, es braucht Räume, in denen Kreative agieren können. Und es braucht mehr Grün und Wasser für ein besseres Klima und eine höhere Aufenthaltsqualität. Zugleich müssen aber mehr Wohnungen samt Nahversorgung zur ganztägigen Belebung der Innenstadt geschaffen werden.“
Der Ratsantrag zum Innenstadtkonzept hat folgenden Wortlaut:
die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen beantragen, der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen berät und empfiehlt, der Rat der Stadt Essen beschließt:
Die Stadtverwaltung Essen wird beauftragt, eine Weiterentwicklung des Innenstadtentwicklungskonzepts (Handlungskonzept Innenstadt) unter Einbindung von Sachverständigen bzw. Wissenschaft, einer repräsentativen Anzahl von Immobilieneigentümerinnen und Immobilieneigentümer und erweiterten Bürgerbeteiligung zu erarbeiten. Dabei sind mindestens die nachstehenden Ziele abzubilden:
· Definition von zukünftiger Funktion der Innenstadt als Zentrum und als Kern der Stadt, in Abgrenzung bzw. in Ergänzung zu Stadtteilzentren und Quartieren.
Zusammenführung des Integrierten Entwicklungskonzeptes Soziale Stadt Essen Nord und Mitte/Ost (INSEK) mit dem Innenstadtentwicklungsprozess (1304/2019/6B).
Stärkung der Innenstadt in ihrer oberzentralen Funktion im Hinblick auf Einzelhandels-, Wohnstandort-, Büro-, Bildungs-, Freizeit- und Kulturstandort.
Ansiedlung zusätzlicher Wohnbevölkerung (u. a. studentisches Wohnen) mit der nötigen Nahversorgung.
Steigerung von Attraktivität und Aufenthaltsqualität und Förderung der städtebaulichen Entwicklung durch mehr Urbanität.
Klima- und Ressourcenschutz sowie Klimaanpassungsmaßnahmen (Klimaresilienz).
Erreichung des Modal Split-Zieles 4x25%.
· Förderung von Start-up-Unternehmen (u.a. im Bereich des Gemeinwohls, der Kreislaufwirtschaft und der Kreativwirtschaft) im Innenstadtbereich.
· Reurbanisierung von Produktion
Bei diesem Handlungskonzept Innenstadt sind folgende Prämissen zu beachten:
Entwicklung eines Leitbildes für private und öffentliche Akteurinnen und Akteure, die abgestimmt aufeinander agieren.
Definition von Handlungsräumen (räumliche Cluster), Projekten, Prioritäten sowie Instrumenten, Akteurinnen und Akteuren und zeitlichen Abläufen.
Die Ergebnisse müssen
handlungsorientiert, flexibel und fortschreibbar und
Grundlage für notwendige Bauleitplanungen, Fiskalentscheidungen und Investitionen sein.
Das Handlungskonzept Innenstadt soll sich auf den Raum Altstadt, Ost-, West- und Nordviertel beziehen. Die genaue räumliche Eingrenzung soll anhand folgender Kriterien erfolgen:
· Zentralität der Nutzungen,
· funktionale Verflechtungen,
· ehemalige historische Verflechtungen (z.B. Alte Synagoge-Burgplatz),
· Entwicklungspotenziale,
· Neuordnungsbedarf und Handlungserfordernisse,
physische Abgrenzungen.
Das Handlungskonzept Innenstadt sollte sich insbesondere mit folgenden Handlungsräumen befassen:
· Öffentliche Plätze: Willy-Brandt-Platz, Burgplatz, Hirschlandplatz, Kopstadtplatz, Weberplatz, Flachsmarkt, Salzmarkt und Kennedyplatz,
Potentialflächen für: Wohnen (insbesondere auch studentisch und/oder seniorengerecht), Gastronomie, Kultur, Bildung, (öffentliche) Verwaltung, Dienstleistungen, Jugendeinrichtungen, Aufenthaltsqualität, Freiraumentwicklung bzw. Grünflächen, temporäres Grün, Wasserflächen (Hervorhebung der Berne), Verbindungsachsen (z. B. räumliche Anbindung City an die Universität Duisburg/Essen im Norden sowie Theater und Philharmonie sowie das Museum Folkwang im Süden, Anbindung des Radschnellweges RS1 an die City und den Hauptbahnhof, Kreativquartier Nordcity).
Das Handlungskonzept Innenstadt soll Aussagen zu folgenden Handlungsfeldern machen:
· Handel (stationär, digital & hybrid) in Verbindung mit innovativen Logistikkonzepten,
· Wohnen (inkl. Nahversorgung),
· Gastronomie,
· Dienstleistungen und Gewerbe,
· Kreativwirtschaft,
· Freizeit und Kultur,
· Sicherheit und Sauberkeit
· Umwelt- und Klimaschutz bzw. -resilienz (z.B. Regenrückhaltung von Niederschlagswasser zur
Baumbewässerung und Vermeidung von Hitzeinseln durch Begrünung),
Mobilität und Verkehr (u.a. Ausbau von Fuß- und Radwegen, Ausbau von ÖPNV und weiterer Formen innovativer Mobilität, Citylogistik mit Elektrofahrzeugen und Lastenfahrrädern, Ausbau der Elektrosäuleninfrastruktur)
· öffentliche Räume und Plätze,
· Digitale Stadt / Smart City,
· Barrierefreie, öffentliche Toiletten,
· Aufenthaltsqualität: Stadtgrün, Möblierung, Außengastronomie,
Bildung und soziale Teilhabe (z.B. Hilfsangebote für Obdachlose)
Einbeziehung von Sachverständigen bzw. Wissenschaft in die Innenstadtplanung.
Begründung:
Die Essener Innenstadt verändert sich stark und dies nicht erst seit der Corona-Pandemie. Eine Zunahme an Leerständen und das Verschwinden inhabergeführter Geschäfte sind auch ein Ergebnis tiefgreifender (globaler) Veränderungen (insbesondere Internethandel und Franchise-Ketten). Der Handel verliert deutschlandweit seit einigen Jahren als bestimmende Größe für die urbanen Zentren an Bedeutung. Eine Reduzierung auf den Slogan „Essen die Einkaufsstadt“ wirkt daher „aus der Zeit gefallen.“ Die Innenstadt muss sich neu (er-)finden.
Sie muss größer gedacht werden: geplante Vorhaben und Projekte (wie die Umgestaltung des ehemaligen Kaufhofes, das BürgerRathaus, die mögliche Verlagerung der Stadtbibliothek in die Theaterpassage, die Neuentwicklung des Eltingviertels, die Anbindung des Radschnellweges RS1 an die Innenstadt, der Citybahn als neuen oberirdische Straßenbahn längs des Hauptbahnhofes, der Neubau der Frida-Levy-Gesamtschule, Investorenanfragen nach neuen Wohntürmen, der Neubau des ehemaligen Hauses der Begegnung am Weberplatz) müssen in ein Handlungskonzept Innenstadt integriert werden. Auch die neuen Chancen und Möglichkeiten abgeschlossener Projekte wie der Kastanienhöfe, der Grünen Mitte am Univiertel und der Kreuzeskirche sind zu bewerten.
Die Herausforderungen der Städte durch den Klimawandel sind riesig: Gebäude müssen energetisch saniert werden, Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien gehören zunehmend zum Stadtbild, öffentliche Räume müssen sich dem Klimawandel anpassen. Durch mehr Regenwasserversickerungsflächen, die Pflanzung weiterer Stadtbäume mit ausreichend großen Baumbeeten nach BaumAdapt-Maßstab und weitere Dach- und Fassadenbegrünung wird eine Klimaverbesserung und ein Schutz vor Starkregenereignissen geschaffen. Stadtgrün ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, es lädt auch zum Verweilen ein, dient der menschlichen Gesundheit und der Biodiversität vor Ort. Die geänderten Anforderungen an Mobilität müssen sich im Bild der Zentren ebenso widerspiegeln, wie das Bedürfnis der Menschen nach mehr Sicherheit und Sauberkeit.
Das weiterentwickelte Handlungskonzept Innenstadt soll Orientierung geben, darf aber kein starres Gebilde bleiben. Es sollen Handlungsempfehlungen und Finanzierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Bestehende Planungen und Konzepte sind zusammenzufassen; auf Erkenntnisse, Untersuchungsergebnisse und Vorschläge der letzten Jahre ist zurückzugreifen. Hochschulen sollten ermutigt werden, sich aktiv in den Prozess einzuschalten. Auch eine breite Bürgerbeteiligung in dem Prozess ist von großer Bedeutung. Die Maßnahmen zur Stärkung der Innenstadt sollen dabei nicht zu einer Schwächung der Stadtteile oder Nebenzentren führen.
Der Ratsantrag zur Junior-Universität hat folgenden Wortlaut:
die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen beantragen, der Rat der Stadt beschließt:
Die Stadtverwaltung Essen wird gemeinsam mit der EWG-Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (EWG) beauftragt,
· den vorgesehenen Standort „Zeche Carl“ einer städtebaulichen Prüfung zu unterziehen und
damit die zur Entwicklung sowie Realisierung der Junior-Universität erforderlichen Planungen auf den Weg zu bringen.
Hierzu gehört nach der Feststellung der baulichen Bedarfe einer Junior-Universität
· eine Übersicht über potentielle Baufelder,
· die Prüfung der Raumkapazitäten innerhalb des denkmalgeschützten Malakow-Turms wie auch von Erweiterungsmöglichkeiten an dessen nicht gestalteter Ostseite,
· die Prüfung der künftigen Nutzungspotentiale der Grubenschreinerei, ob als Bestandteil der Junior-Universität oder als neuer Standort der Stadtteilbibliothek Altenessen und
· die Erstellung einer Machbarkeitsstudie, die
o die ermittelten Raumbedarfe einer Junior-Universität,
o Möglichkeiten und Synergieeffekte durch die Einbeziehung von Firmen aus dem Stadtteil (PPP-Projekte) und anderen mit der „Zeche Carl“ kooperierenden Akteuren, wie dem Zentrum „KD 11/13
o innovative bzw. alternative Bauformen sowie eine
o zügige Übergangslösung mittels Unterbringung in Pavillons o.ä.
beinhaltet.
Trotz der vorrangigen Nutzung als Junior-Universität sind weitere Nutzungsmöglichkeiten (bspw. für Gruppen, Verbände und Vereine) aus dem Stadtteil oder als Standort einer Stadtteilbibliothek in der Machbarkeitsstudie mit einzubeziehen.
Begründung:
Der Aufbau einer Junior-Universität am Standort „Zeche Carl“ ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es viele Potentiale im „Essener Norden“ gibt, die eine wichtige Voraussetzung erfüllen, um Bildungsprozesse noch erfolgreicher zu machen. Die Junior-Universität soll als Bildungsnetzwerk allen jungen Menschen die Möglichkeit bieten, vor Ort ihre Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln. Um die Junior-Universität auf sichere Beine zu stellen, bedarf es neben Bildungs- und Förderkonzepten auch einer Sicherstellung der erforderlichen planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen.
(Zitatende)