Hilfe Altersdiskriminierung
Altersdiskriminierung ist leider immer wieder aktuell, aber es ist keine Hilfe in Sicht. Arbeitgeber sehen kein Problem. Der DGB und die Gewerkschaften kümmern sich nicht wirksam genug und Altenlobbyisten haben das Thema Beruf nicht auf der Agenda.😰 Der alte Arbeitnehmer steht oft alleine da, wenn es um seine Zukunft geht, denn viele in der Gesellschaft gestehen den Alten im Beruf keine Zukunft mehr zu. Was ist zu tun und wer kann helfen? 👀
Die GRÜNEN ALTEN haben am 2. November 2021 zwei neue Sprecher gewählt. Das Team ist Christa Markle-Vieto und Dirk Schmitdtmann. Hierzu steht in der Internetpräsenz der GRÜNEN ALTEN:
"Der neue Vorstand wird weiter für die Vertretung und Belange älterer Menschen eintreten und sich dafür einsetzen, dass die GRÜNEN Alten in der Partei als eigenständige Unterorganisation etabliert werden."
Viel Hoffnung verbindet sich mit dieser Wahl. Vor allem die Hoffnung, dass alte Menschen im Allgemeinen und alte Menschen im Beruf endlich eine wirksame Lobby bekommen.
Hier ein kurzer Eindruck von Christa Markl-Vieto im Internet:
und ein Bild
und von
Dirk Schmidtmann
Dirk Schmidtmann, Quelle: Wikipedia
Aus diesem Anlass muss über Altersdiskriminierung nachgedacht werden!
Altersdiskriminierung ist keine Randerscheinung und in vielen Unternehmen aber leider auch in Behörden an der Tagesordnung. Mitarbeitern jenseits des 50. Lebensjahres wird nicht mehr viel zugetraut, obwohl sie noch leistungsfähig und leistungsbereit sind. Oft geschieht das aber schon viel früher und nicht erst ab 50.
Barbara Steffens, die ehemalige Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, hat eine Vision vom Altwerden. Aber auch die Homepage der GRÜNEN ALTEN widmet sich dem Thema Altersdiskriminierung.
Barbara Steffens, Quelle: Barbara Steffens Bild
Im Beruf ist für ältere Arbeitnehmer allenfalls eine Rolle als Mentor vorgesehen, wenn um Führungsfragen geht. Über einen Aufstieg auf der Karriereleiter wird ab einem gewissen Alter meist ab dem 50. Lebensjahr nicht mehr nachgedacht. Arbeitnehmern ohne Führungsrolle bleiben Krankschreibungen und das Warten auf die Rente übrig. Für Arbeitnehmer mit einer Führungsrolle ist in diesem Alter das Ende des beruflichen Werdegangs erreicht. Potenziale bleiben ungenutzt und die Unzufriedenheit älterer Menschen wächst. Nicht selten wird versucht, in einer wirtschaftlichen Krise gerade alte Menschen aus dem Beruf zu drängen. Ihnen wird aus Altersgründen gekündigt, was kaum zu beweisen ist oder sie werden genötigt, in den Vorruhestand zu gehen, obwohl sie noch leistungsfähig sind. Das ist unbefriedigend und diskriminierend. So darf und kann man mit den älteren Leistungsträgern in unserer Gesellschaft nicht umgehen.
Der „Bundesverband nachhaltige Wirtschaft“ sieht erst kein Problem, die Gewerkschaften und der DGB kümmern sich nicht. In vielen Verbänden, die für die älteren Menschen Lobbyarbeit betreiben wie die AWO ist die Berufstätigkeit älterer Menschen kaum ein Thema. Die diskriminierten Alten stehen alleine da und finden vielfach keine effektive Hilfe allenfalls beruhigende Wort.
Dabei ist ausdrücklich in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union Artikel III-21 verankert, dass Diskriminierungen wegen des Alters verboten sind. Im Wortlaut heißt es in Absatz 1:
„Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung sind verboten.“
In einem Antrag der Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Landtag von NRW wurde bereits 2009 festgestellt:
„Altersdiskriminierung bezeichnet eine soziale und ökonomische Benachteiligung von Einzelpersonen oder von Personengruppen aufgrund ihres Lebensalters.“ Den Betroffenen wird es erschwert, in angemessener Weise am Arbeitsleben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.“
Bereits 2009 wurde das Problem der Altersdiskriminierung in den Betrieben thematisiert:
„Auch bei der Teilnahme am Erwerbsleben werden ältere Arbeitnehmer*innen in vielen Berufsfeldern im Verhältnis zu jüngeren Erwerbstätigen benachteiligt. So werden älteren Arbeitnehmer*innen oft betriebliche Fort- und Weiterbildungen verweigert. 41 Prozent der Betriebe in Deutschland beschäftigen keine Mitarbeiter*innen, die älter als 41 Jahre sind. Die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer*innen (55 bis 64 Jahre) beträgt lediglich 41,2 % (5. Altenbericht 2005). In den skandinavischen Ländern liegt die Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmer*innen bei bis zu 70 Prozent.“
Quelle: Aus einem Antrag der Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Landtag von NRW
Weiter heißt es in diesem Antrag:
Altern heißt aber auch, für viele Menschen, von Altersarmut betroffen zu sein und in Lebenssituationen, in denen Menschen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, oft nicht selbstbestimmt leben zu können, in Betreuungsverhältnissen entmündigt zu werden und oftmals isoliert und einsam in der eigenen Wohnung zu leben, weil zum Beispiel nicht das Geld vorhanden ist, um kulturelle Angebote zu nutzen.
…und…
Statistiken weisen zwar darauf hin, dass sich im Durchschnitt die Einkommenssituation der älteren Generation gegenüber früheren Jahrzehnten verbessert hat. Dennoch sind die Einkommen der älteren Menschen sehr ungleich verteilt. Frauen haben im Schnitt immer noch wesentlich geringere Alterseinkünfte als Männer. Aufgrund der hohen Erwerbslosigkeit und brüchiger Erwerbsbiografien muss davon ausgegangen werden, dass die soziale Ungleichheit zwischen den älteren Menschen weiter zunehmen wird. Der 5. Altenbericht belegt die unzureichende Gleichstellung von Frauen…
Die Alterseinkommen derer, die heute in den mittleren Jahren sind, werden in den nächsten Jahren noch sehr viel ungleicher verteilt sein, als das bereits heute der Fall ist. Während ein Teil der älteren Menschen sich ganz dem Leitbild vom selbstbestimmten und informierten Verbraucher und der Verbraucherin entsprechend Dienstleistungen und Konsumartikel einkaufen können, werden sich bei vielen die Folgen der kontinuierlichen Kürzungen des Leistungsniveaus der gesetzlichen Versicherungssysteme und die unsteten Verdienstmöglichkeiten in vielen Lebenslagen bemerkbar machen. Altersarmut wird wieder zunehmen.
Altersdiskriminierung trifft nicht alle älteren Menschen im gleichen Maße. Besonders stark dem Risiko ausgesetzt, im Alter Diskriminierungen zu erfahren, sind Frauen und Personen mit geringem Einkommen insgesamt. Dieser Entwicklung muss entgegengewirkt werden.
Die Rahmenbedingungen für das Engagement älterer Menschen müssen verbessert sowie Hemmnisse und altersbedingte Diskriminierungen abgebaut werden. Dies gilt auch für ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Initiativen für eine „kultursensible Altenpolitik“ müssen verstärkt und ausgebaut werden.
Die Beschäftigungssituation von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern muss verbessert werden. Hierzu gehört es, ein gesellschaftliches Leitbild für eine Kultur des beruflichen Neuanfangs älterer Arbeitnehmer*innen zu entwickeln und zu befördern. In der Pflicht steht die Bundesagentur für Arbeit, die ihre Vermittlungsstrategie für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer grundsätzlich neu ausrichten muss. Gefordert sind Betriebe und Unternehmen bei der Einrichtung altersgerechter Arbeitsplätze, denn langfristig wird der Anteil älterer Arbeitnehmer*innen am Arbeitsmarkt nur dann erhöht werden können, wenn die Erhaltung der Gesundheit, lebenslanges Lernen und die gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben miteinander einhergehen.
Auch die ehemalige Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens, die heute die Techniker Krankenkasse in NRW leitet, sprach 2014 lt. einer Pressemitteilung der Landesseniorenvertretung NRW im April 2014 über die Herausforderung der veränderten Bevölkerungsstruktur, denen sich Land und Kommunen stellen müssen.
Sie sagte: „Ihr sei wichtig, dass derzeitige Altersbild zu hinterfragen und im Umgang der Gesellschaft mit älteren Menschen eine neue Wertedebatte anzustoßen. Barbara Steffens hat auch den zuvor zitierten Antrag der Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Landtag von NRW maßgeblich mitgestaltet. Barbara Steffens ist eine ausgezeichnete Sozialpolitikerin.
Mehr
über Barbara Steffens: https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Steffens
Die Themenreihe Mittelpunkt Mensch des Deutschlandfunks widmete sich 2017 Barbara Steffens, in der sie ihre Vision vom Altwerden offenlegte. Eine Vision, die weit über das Berufsleben hinausgeht. Sie sagt: „Die Motivation hinter all dem ist, wir brauchen veränderte Strukturen für die demografische Entwicklung und damit die Menschen selbstbestimmt so lange es geht alt werden können. Egal ob mit oder ohne Behinderung, mit oder ohne Migrationsgeschichte, egal ob alt oder jung, dass wir am Ende Quartiere haben, von denen alle Menschen profitieren.“
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/themenreihe-mittelpunkt-mensch-barbara-steffens-vision-vom-100.html
Auch bei den GRÜNEN ALTEN, eine der GRÜNEN nahestehende Organisation, ist die Diskriminierung von älteren Menschen ein Thema. Es ist nicht nur ein Thema jenseits der Berufstätigkeit, sondern auch ein Thema im Job:
Im Internetauftritt der GRÜNEN ALTEN heißt es:
„Im Beruf werden ältere Arbeitnehmer*innen in vielen Bereichen gegenüber jüngeren Erwerbstätigen benachteiligt. Die Erwerbstätigkeit bei den 55–64-Jährigen ist zwar gestiegen, auf inzwischen 56 % – ist bei Frauen allerdings immer noch viel niedriger als bei Männern und liegt aktuell bei 45 %. Jede vierte Frau lebt von den Einkünften ihrer Angehörigen (meist Ehemann), nur 71 % von ihnen haben eine ausreichende eigene Rente (bei den Männern in Paargemeinschaften 90 %). 21 % aller alleinlebenden Frauen über 65 müssen mit einem Einkommen unter 900 Euro auskommen, knapp 15 % sind armutsgefährdet.
Das bedeutet, dass sie oft nicht selbstbestimmt leben können, in Betreuungsverhältnissen entmündigt werden oder isoliert sind, weil sie z. B. kein Geld haben, um kulturelle Angebote wahrzunehmen. Es kann auch bedeuten, gegen den eigenen Willen in Alten- und Pflegeheimen untergebracht zu sein, wenn die Alternativen nicht finanzierbar sind. Ältere Menschen mit geringem Einkommen sind deshalb besonders stark benachteiligt. Der Anteil der Menschen, die mit wenig Einkommen im Alter auskommen muss, wird steigen.“
Weiter steht dort zu lesen:
„Das trifft auch in besonderem Maße auf Menschen mit Migrationshintergrund zu, die knapp 9 % der Älteren ausmachen (vor der Flüchtlingswelle). Sie sind häufiger arbeitslos, oft nicht für den deutschen Markt ausgebildet. Knapp ein Drittel der über 65-Jährigen unter ihnen ist deshalb von Armut bedroht. Je gebildeter und besser versorgt ein Mensch aber ist, desto länger lebt er, das kann einen Unterschied von bis zu neun Lebensjahren bedeuten.
Auch für ein erfülltes Arbeiten ist in unserer Gesellschaft lebenslanges Lernen Voraussetzung – egal ob Erwerbsarbeit oder Ehrenamt. Betriebliche Fort- und Weiterbildungen werden Älteren allerdings oft verweigert, 41 % der Betriebe in Deutschland beschäftigen keine Mitarbeiter*innen, die älter als 55 Jahre sind (5. Altenbericht 2005). Es darf keine Benachteiligung beim Zugang zur Erwerbstätigkeit geben, besonders nicht kurz vor der Rente. Ziel muss sein, die Rentengrenze vollbeschäftigt zu erreichen. In den USA darf schon heute bei Einstellungsgesprächen nicht mehr nach dem Alter gefragt werden. Die Initiative der Antidiskriminierungsstelle des Bundes – ADS, Bewerbungen zu anonymisieren, begrüßen wir deshalb.
Außerdem stimmen Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen längst überein, dass altersgemischte Teams besonders erfolgreich sind. Ältere können bei Bedarf Wissen und Erfahrungen, die sonst verloren gehen, an Jüngere weitergeben.
Wir setzen deshalb auf Vielfalt in jeder Beziehung!
Wir brauchen neue Arbeitsstrukturen, um den Arbeitsdruck nicht zu groß werden zu lassen – Druck ist eine große Belastung besonders für Ältere (IAB). Im Moment lernen wir in der Jugend, arbeiten jahrzehntelang und haben Freizeit im Alter. Gut für alle wäre eine Durchmischung der Phasen. Das würde auch junge Familien entlasten.
Wichtig wäre eine Flexibilisierung der Rentengrenze auf der Grundlage der festen Regelaltersgrenze. In skandinavischen Ländern gibt es heute schon dem demografischen Wandel angepasste Strukturen, von denen wir lernen können.“
…und…
„Ein neuer Begriff von Arbeit wäre gut, der die verschiedenen Formen einbezieht: Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Ehrenamt. Damit wären Familienarbeit und Ehrenamt aufgewertet.
Ältere Menschen dürfen nicht unsichtbar sein, sie müssen überall selbstverständlich auftauchen, in Magazinen, Filmen, in der Werbung; sie sollen sich in Kultur, Politik und Wirtschaft einbringen können und auch gehört werden.
Eine Erweiterung von Artikel 3 des Grundgesetzes durch den Begriff „Lebensalter“ wäre wünschenswert.
Unsere Lebensentwürfe passen nicht mehr zu unserer Lebenszeit. Es muss Programme geben, die eine positive Atmosphäre für Ältere schaffen in Organisationen, Behörden und Unternehmen. Mit Verboten und Gesetzen ist es allein nicht getan, Toleranz und neue Altersbilder lassen sich nicht einfach verordnen. Die Politik hinkt hinter dem demografischen Wandel her und die Kultur unserem Lebensgefühl. Das muss sich ändern!“
Wer sich darüber hinaus über Altersdiskriminierung informieren möchte, kann hier noch weitere Informationen finden:
Welt: „Am liebsten „Mitarbeiter zwischen 25 bis 45“ – das müssen Sie sich nicht gefallen lassen“
Zeit Online: „Schöne junge Arbeitswelt - warum trifft Altersdiskriminierung vor allem Frauen? Weil viele Männer Angst davor haben, selbstbewusste und erfahrene Kolleginnen einzustellen.“
Frankfurter Allgemeine:
„Es gibt oft Vorurteile gegenüber Älteren“