SRF Philosophie: Sinfeldontologie - Markus Gabriel

Zusammenfassung und Meinung

Der Philosoph Markus Gabriel sprach in der Sendung Sternstunde Philosophie (SRF) über die Irrtümer dieser Zeit. Ein Irrtum ist, dass alles naturwissenschaftlich beschreibbar ist. (PHYSIKALISMUS). Falsch ist auch, dass mentale Zustände nichts anderes sind als ausstrahlende Phänomene unseres Gehirns (NEUROZENTRALISMUS). Falsch ist es auch, dass es keine objektiv feststehenden Wertmaßstäbe gibt (MORALISCHER NIHILISMUS). Die Krönung des Schwachsinns ist, dass das Gehirn ein Computer ist und der Computer ein Gehirn.
Sinnfelder gibt es unbegrenzt viele. Es gibt keine Weltformel, die alle Zusammenhänge beschreibt. Die Wirklichkeit ist deshalb teilweise abhängig vom erkennenden Subjekt mit der Idee, dass sie keinen umfassenden Zusammenhang bildet.





Aus dem Beitrag im Einzelnen: 

Es ist nicht so, dass naturwissenschaftliche Einzelerkenntnisse falsch sind, sie beschreiben jedoch nicht die Wirklichkeit als Ganzes. Es gibt keine Wirklichkeit, in der die wirklich wirklichen Dinge sind. Wenn wir versuchen, diese Kategorie zu bilden und zu sagen, was ist denn die Wirklichkeit, bekommen wir so etwas wie die Wissenschaft, sagt das und jenes und das ist keine gute Antwort. Es gibt nicht das eine Sinnfeld, das Sinnfeld der Sinnfelder (Sinnfeldontologie). Es gibt nicht die Welt, sondern die Welten. Es gibt nicht die eine Wirklichkeit, keinen tiefsten Level der Wirklichkeit. Es müssen auch andere Wissensansprüche in ein integriertes Bild eingebaut werden. Er versteht die Philosophie als Moderator der Wissenschaft, der jedoch nicht der notwendige Raum zugestanden wird.

Es gibt jedoch moralische Tatsachen, die nicht nur lokal, sondern universal sind, wie beispielsweise nicht zu foltern oder nicht zu töten. Das Folterverbot oder Tötungsverbot ist moralisch offensichtlich. Es gibt aber auch verdeckte oder partiell verdeckte moralische Tatsachen. Wir täuschen uns, wenn wir glauben, dass es eine andere Moral in China und in Finnland gibt. Es gefährdet uns als Menschheit, wenn wir das falsche Bild haben, dass Menschen in ihrer Kultur feststecken.

Moralische Tatsachen erkennen wir mit unserem Gewissen. Das ist ein traditioneller Begriff, den er so nicht verwendet. Es gibt etwas qua Menschsein, eine Art Sinngefühl dafür, was geht und richtig ist. Natürlich lernen wir auch moralische Tatsachen. Moral ist jedoch kein feststehendes Wissen, das über Generationen transportiert wird, sondern das wir im Gespräch beispielsweise mit der nachfolgenden Generation in unser Logos einbeziehen. Es findet also ein Austausch darüber statt, was moralisch richtig ist.

Wikipedia zur Sinnfelder:

Er (Markus Gabriel) entwickelte den Begriff der Sinnfelder, von denen es unbegrenzt viele gebe, und entwickelte dabei die These, die Welt gebe es nicht. Während Immanuel Kant auf eine prinzipielle Unerkennbarkeit der Welt für den Menschen schließt, meint Gabriel, die Welt existiere gar nicht, weil sie nicht in der Welt oder Wirklichkeit vorkomme und es keine Regeln (beispielsweise eine Weltformel) gebe, mit der alle Zusammenhänge beschreibbar seien. Damit kombiniert er einen ontologischen Realismus mit einem pluralistischen Wirklichkeitsbegriff, also die Vorstellung, dass die Wirklichkeit teilweise unabhängig vom erkennenden Subjekt existiert, mit der Idee, dass sie keinen umfassenden Zusammenhang bildet.


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