Städte als Lösung für ein klimafreundliches Leben


Städte sind eine Lösung für ein klimafreundliches Leben. Ein großes Problem der Städte sind die Speckgürtel um die Stadt herum, mit schlechter öffentlicher Infrastruktur, einem hohen Versiegelungsgrad und fehlendem Zentrum.

Stichworte für die Stadt der Zukunft sind:
- Aus den historischen Städten lernen.
- Hohe Bevölkerungsdichte.
- Keine Wohntürme (maximal 7-8 Geschosse).
- Lebendige Straßen und Plätze mit viel Grünflächen und Frischluftschneisen
- Schwammstädte, die große Regenmengen auffangen können.
- die 15-Minuten-Stadt mit guter öffentlicher Infrastruktur und kollektiver Mobilitätsmöglichkeiten.
- Vermeidung von Vororten und die Schaffung urbaner Zentren.


Das Leben in der Stadt ist eine wichtige Lösung zur Klimaneutralität. Städte wie Paris tragen zu einer hohen Bevölkerungsdichte bei und schaffen Lebensraum für Menschen. Hochhausstädte wie Hongkong hingegen sind weniger attraktiv. Durch die Nutzung der Infrastruktur in den Städten fallen viele Emissionen Einzelner weg, insbesondere im Bereich der Mobilität und der versiegelten Flächen. Lebten alle Menschen wie in Paris, bräuchte man für 8 Milliarden Menschen lediglich eine Fläche von der Größe Deutschlands. Lebten alle Menschen so wie in Houston, dann ist die Fläche schon so groß wie die Fläche Europas.

Ein großes Problem urbanen Lebens sind die Speckgürtel um die Großstädte herum, die es weltweit gibt, insbesondere in den USA. Dort befindet sich wenig gemeinsam nutzbare Infrastruktur und der Flächenverbrauch ist enorm. Ideal ist die 15-Minutenstadt. Maximal 15 Minuten zu Fuß für die alltäglichen Besorgungen und maximal 15 Minuten mit öffentlichem Personennahverkehr bis zur Arbeit. Ein weiterer wichtiger Teil städtebaulicher Struktur ist die Schwammstadt, die große Wassermengen aufnehmen kann und langsam wieder abgibt.

Es gilt also möglichst viele Grünflächen zu schaffen und möglichst wenige Flächen zu versiegeln. Grünflächen und Frischluftschneisen sind wichtig, um im Sommer hohe Temperaturen aushalten zu können. Vor besonderen Herausforderungen stehen die Städte des globalen Südens, denn sie haben weniger Zeit, sich zu entwickeln wie die historischen Städte Europas, die für das städtische Leben der Zukunft vorbildlich sind. Es ist nicht die Menge an Quadratmeter, die über Lebensqualität entscheiden, sondern wie sie genutzt werden.

Retten Städte die Welt?

Wenn alle Menschen so kompakt wohnen würden, wie sie in Paris wohnen, würde die gesamte Weltbevölkerung auf die Fläche Deutschlands passen (GW).
Allerdings können wir uns die Vorstädte mit den Einfamilienhäusern nicht mehr erlauben (DL).
Über 50 % der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten und 10 % lebt auf dem Land pur. Der Rest lebt „dazwischen“ in den Vororten der Ballungsräume (NT).
Es geht um die Optimierung der Lebenslage und nicht um die Quadratmeter (GW).
Bei der Frage, ob eine bestimmte Wohnform die Rettung für das Klima ist, würden 38% der Deutschen umziehen, 62 % würden das nicht. In Frankreich ist es umgekehrt. Dort sind für einen Umzug 63 % (NT).


Die Stadt selbst darf sich ausbreiten. Schlecht ist der „Speckgürtel“ um die Ballungszentren herum. Er ist schlecht für die Natur und für das Klima. Der Speckgürtel mit Ein- oder Zweifamilienhäuser ist Ausdruck des Konsums. Dort sind die Emissionen dreimal so hoch wie in der Stadt oder auf dem Land. Die Mobilität ist auf das Auto fixiert und der Konsum ist hoch. Den Speckgürtel gibt es überall auf der Welt (GW/NT).

Viele Menschen träumen von einem Eigenheim am Rande der Stadt. Das war vor 100 Jahren nicht so (GW). 
In den USA wohnen 50 % der Menschen in Einfamilienhäusern. Dieser Trend begann nach dem 2. Weltkrieg. Oft war es eine Statusfrage oder man wollte der Stadt mit der Kriminalität entfliehen (NT). 
Auch in Deutschland gab es diesen Trend nach dem 2. Weltkrieg. 2/3 der Menschen in Deutschland leben in Einfamilienhäusern. Es macht keinen Sinn, neue Einfamilienhäuser auszuweisen (DL/NT). 
Anschlüsse, Erschließung und Bau verbrauchen viel CO2 (NT).
Es wird zukünftig eine Trendwende geben. In einem Hamburger Stadtteil werden keine Flächen mehr für Einfamilienhäuser ausgewiesen. Allein in Deutschland wird täglich eine Fläche von der Größe Stuttgarts in Siedlungs- und Verkehrsfläche verwandelt (NT).

Es geht darum, mit dem Bauen aufzuhören. Es kann sich nicht jeder ein Einfamilienhaus im Grünen bauen. So viel Platz gibt es auf der Welt nicht (GW).
Paris ist die dicht besiedelteste Stadt in Europa. Würden alle Menschen so leben, bräuchten wir nur eine Fläche Deutschlands für die gesamte Weltbevölkerung. Würden alle so leben wie in Huston USA, bräuchte man die Fläche Europas für alle Menschen (NT).
Es werden Städte konkret dichter gemacht, um Natur zu erhalten. Das wäre ein richtiger Weg (GW).
Je mehr Menschen an einem Fleck wohnen, umso weniger Fläche wird verbraucht und umso effektiver sind Investitionen in die Infrastruktur (NT).
Das Problem ist der Speckgürtel. Dieser müsste saniert werden und besser mit öffentlichem Personennahverkehr angeschlossen werden (GW).
Oft hat der Speckgürtel keinen Ortskern. Dieser sollte aber entstehen, um dort Geschäfte anzusiedeln wie ein Bäcker oder Supermarkt (DL).
Das Ideal ist die 15-Minuten-Stadt. In den Quartieren soll alles in 15 Minuten zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt werden können. Der Weg zur Arbeit genauso wie Freizeitbeschäftigungen. Als Vorreiter gilt Paris (NT).


In Wien gibt es eine Vorstadt, die 20 Minuten vom Stadtkern entfernt ist und die mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Wien angebunden ist. Hier geht es darum, die Mischung aus Wohnen und Arbeiten und die Balance zwischen öffentlichem und privatem Raum und zwischen bebautem Land und Grün zu finden (NT).
Es geht um ein neues Zentrum in der Nähe des ursprünglichen Stadtzentrums. Das tägliche Leben findet im neuen kompakten Stadtzentrum statt. Das scheint in dem Wiener Vorort gut zu klappen (GW).

Mischnutzung (Gewerbe, Arbeit, Wohnen) in der Stadt sind Prinzipien, die vor der Erfindung des Autos üblich waren (NT).
Nachverdichtung wird zwar befürwortet, aber nicht vor der eigenen Haustür und erst recht nicht in den Vororten. Das ist die klassische Reaktion. Es ist deshalb wichtig, die Vorteile der Nachverdichtung herauszustellen, also die Leute mitzunehmen (DL).
Es wäre erforderlich, Verhaltensweisen zu verändern. Vororte mit Einfamilienhäusern sind Umweltsünden. Dieser Sünde gilt es mit Nachverdichtung und politischen Maßnahmen zu begegnen (NT).Es gibt keine klare Antwort darauf, ob das Leben in der Stadt oder auf dem Land klimafreundlicher ist. In Finnland ist es das Leben auf dem Land, in New York oder Hongkong ist das Leben in der Stadt klimafreundlicher als das Leben im Umland.

Der CO2-Abdruck von städtischen Gebieten und von ländlichen Gebieten kann manchmal gleich sein. Es ist ein komplexes Thema. In Industrieländern ist der CO2-Fußabdruck in der Stadt und auf dem Land ähnlich, weil die Einkommensunterschiede nicht so hoch sind. Der Lebensstandard ist vergleichbar. In den Entwicklungsländern hat die Stadt häufig ein höheres Einkommen, was zu höherem Konsum und zu einem höheren CO2 Verbrauch führt (XB). 
Pauschal lässt sich nicht sagen, was klimafreundlicher ist. Das Leben auf dem Land oder in der Stadt. Seit 1950 sank der Anteil der ländlichen Bevölkerung und der Anteil der städtischen Bevölkerung stieg (XB).

2008 gab es erstmals mehr Menschen in den Städten als auf dem Land (NT).
Bis 2050 wird es noch mehr Menschen in den Städten geben. Die Städte des globalen Südens wachsen. Der Kampf um Nachhaltigkeit wird deshalb in den Städten des globalen Südens entschieden. Die Städte des globalen Südens werden weniger Zeit haben, sich zu entwickeln wie die Städte Berlin oder New York zur Zeit der Jahrhundertwende. Diese Städte hatten mehr Zeit zu wachsen als Städte wie Lagos, Deli oder Jakarta. Sie haben nicht den Luxus, die Probleme des Wachsens nach und nach zu behandeln. (XB).
Urbane Gebiete verursachen 2/3 der Emissionen weltweit. Der Ausbau der Infrastruktur kommt dem Wachstum der Städte nicht nach. Ungebremstes Wachstum von Metropolen kann menschenunwürdige Zustände schaffen. Slums entstehen (NT).
Ein nachhaltiges Wachstum der Städte wäre dann gegeben, wenn zunächst die notwendige Infrastruktur geschaffen wird. Das scheitert häufig an den finanziellen Möglichkeiten (DL).
Es gilt die Probleme mit den Speckgürteln zu vermeiden (GW).

Das Bewusstsein in den Städten des globalen Südens ist genau so vorhanden wie in denen des Nordens. Das Problem ist die Komplexität der Herausforderungen (XB).
Es stellt sich die Frage aller Städte, wie sie dicht genug, nachhaltig und trotzdem lebenswert sind. Es braucht viel Grün, Wasserflächen, energieeffiziente Wohnblocks, Frischluftschneisen, wenig Autos und öffentlichen Raum für Fußgänger (NT). 
Die historischen Städte, die erhalten sind, passen auf die Kriterien der Nachhaltigkeit. Das hat auch mit der Schönheit der Stadt zu tun, mit den Gassen und öffentlichen Plätzen (DL).
Wolkenkratzer zum Wohnen sind nicht die beste städteplanerische Lösung. Die Bevölkerungsdichte in Paris ist fast dreimal höher als in der Hochhausstadt Hongkong (NT). 
In Paris gibt es eine „horizontale“ Dichte mit 7-8-geschossigen Häusern. In vielen asiatischen Städten wird die Dichte nach oben gezogen. Die Räume zwischen den Hochhäusern sind nicht brauchbar. Es sind nur Abstandsflächen. In Paris entstehen durch die Anordnung der Gebäude interessante öffentliche Räume. Man hat Straßen und Plätze im Wechsel. Wenn der öffentliche Raum gut aufgeteilt und gut nutzbar ist, dann akzeptieren die Menschen eine höhere Dichte (DL).

Eine hohe Dichte ist eine Teillösung, aber nicht die ganze Lösung. Die Städte müssen besser auf den Klimawandel vorbereitet werden, beispielsweise bei extremer Hitze. Dafür zählt jedes Stückchen Grün in der Stadt (XB).
Eine Schlüsselrolle gegen Hitze und Starkregen ist die Schwammstadt. Das ist zu einem Paradigma in der Gestaltung der nachhaltigen Stadt geworden. Ziel ist es, so wenig versiegelte Flächen wie möglich. Die Idee stammt ursprünglich in China als Lösung bei Monsunregen (NT).
Das Wasser, was anfällt, muss im Boden zurückgehalten und dann zeitversetzt an die Kanalisation oder über Verdunstung wieder abgeben werden. Verdunstung kühlt die Stadt. Elemente von Schwammstädten sind begrünte Dächer und Fassaden sowie Baumrigolen. Diese sammeln das Wasser wie in einer Wanne und geben es über den Baum wieder ab. Singapur ist eine solche Schwammstadt. Zisternen versorgen die Menschen mit Trinkwasser und dienen dem Zweck der Selbstversorgung (DL/NT).

Die Selbstversorgung in der Stadt (auch mit Lebensmitteln) kann ein wichtiger Aspekt sein. Das stärkt die Resilienz der Städte gegen Gefahren und Katastrophen (XB).
Das Umland liefert weiterhin Lebensmittel, aber auch in der Stadt sollen Möglichkeiten geschaffen werden, diese zu erzeugen. In Berlin werden Fischzucht und Gemüseanbau miteinander verbunden (NT).
Lokale Versorgung ist ein Potenzial. Dabei könnten Dächer genutzt werden (DL). 
Es wird nicht die eine Blaupause geben, weil Städte zu unterschiedlich sind. Aber Städte sind die Lösung gegen den Klimawandel (NT).
Städte sind Zentren der Innovation nicht nur technischer Art, sondern auch von kulturellen und sozialen Innovationen (XB).
In der Stadt ist es um einiges leichter, das Leben klimafreundlicher zu machen. Eine Elektrobuslinie verbessert die Klimabilanz der Mobilität. Das ist auf dem Land nicht möglich (GW).
Mehr als 1.300 Städte in der Welt haben es sich zum Ziel gesetzt, auf 0 CO2-Emissionen zu kommen (XB). 
Städte sind Signalgeber für Anstöße, die Gesellschaften brauchen (NT).

Quelle: Arte - Retten Städte die Welt? | 42 - Die Antwort auf fast alles | ARTE
Mit Beiträgen von…
Dita Leyh (DL) (Stdtplanerin), Darmstadt
Xuemei Bai (XB) (Stadtentwicklerin), Canberra
Gernot Wagner (GW) (Klimaökonom), New York 
Moderatorin: Nora Tschirner (NT)

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